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Angriff auf die Grenzwerte

Gestern 12.1.16, geisterte eine reichlich unpräzise Meldung über eine geplante Lockrung der Strahlungs-Grenzwerte für Mobilfunksender durch die Schweizer Medienlandschaft. Was genau passiert ist, steht jetzt hier.

Ein Vorschlag der Kommission Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates

Ausserdem hat die KVF die Einreichung von zwei Kommissionsvorstössen zur Weiterentwicklung und Modernisierung der Mobilfunknetze beschlossen. Einerseits soll der Anlagegrenzwert für Mobilfunkanlagen angehoben, die Vollzugshilfsmittel und die Anlagendefinitionen vereinfacht, sowie ein NIS-Monitoring aufgebaut und finanziert werden. Andererseits soll geprüft werden, mit welchen Massnahmen Baubewilligungsverfahren für Mobilfunkantennen vereinfacht und beschleunigt werden könnten. Über den genauen Wortlaut der Vorstösse wird sie an der nächsten Sitzung befinden.

Hans-U_JakobEin Kommentar von Hans-U. Jakob (Bild links)
Präsident von Gigaherz.ch
verfasst am 13.1.2016

Die Idee der handysüchtigen und datenhungrigen Parlamentarier und vor allem von deren Lobbyisten ist nicht etwa neu.
Ein fast gleichlautendes Postulat wurde bekanntlich von Ruedi Noser FDP, damals Nationalrat, heute Ständerat, bereits am 15.6.2012 eingereicht. Siehe unter:
https://www.gigaherz.ch/nationalrat-ruedi-nosers-husarenritt-gegen-lausanne/
Am 22.8.2012 beantragte der Bundesrat den eidg. Räten, das Postulat anzunehmen und am 28.9.2012 stimmten diese denn dem Antrag auch zu. Anfangs 2013 erhielt das Bundesamt für Umwelt vom Bundesrat den Auftrag, in Erfüllung des Postulates Noser abzuklären, wie weit die den Mobilfunkbetreibern auferlegten gesetzlichen Regulierungen, auf Grund  neuester Forschungsergebnisse gelockert werden können.
Da der von den Lobbyisten der Mobilfunkindustrie bestellte Bericht immer noch auf sich warten lässt, macht die Kommission Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates jetzt Druck. Etwa so im Stil der völkerrechtlich bedenklichen Durchsetzungsinitiative zur Ausschaffung krimineller Ausländer. Schliesslich haben dort, nach dem Rechtsrutsch anlässlich der letzten Wahlen, die selben Leute die Mehrheit.

Die Forderungen der Kommission Verkehr und Fernmeldewesen sind hanebüchern

Falls die Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung gelockert würden, hätten wir nämlich die höchsten in Europa.
Denn es ist Unfug zu behaupten, die Schweiz habe 10mal strengere Grenzwerte als das europäische Ausland. In der Schweiz werden die Grenzwerte lediglich dort festgelegt, wo die Strahlung bereits aus physikalischen und technischen Gründen ganz von selbst um das 10-fache zurückgegangen ist.
Dieser angeblich zu strenge Schweizer Grenzwert gilt nur an  sogenannten Orten empfindlicher Nutzung (OMEN), wie Wohn- und Schlafräumen, Kinder- und Krankenzimmer und Innenraum-Arbeitsplätzen. Und in diesen OMEN gehen die Strahlungswerte aus Gründen der Distanz, der vertikalen und/oder horizontalen Abweichung zur Senderichtung und unterhalb der Antenne zusätzlich noch aus Gründen der Dämpfung durch die Zimmerdecken, automatisch auf 10% der ausländischen Grenzwerte zurück, denn diese werden auf Distanzen von 4-6m horizontal vor der Antenne und direkt im Hauptstrahl festgelegt.
Die angeblich 10mal tieferen (Schweizer) Strahlungswerte entstehen automatisch auch im Ausland, ohne Regulierung und ohne dass die Mobilfunkbetreiber dafür nur den kleinen Finger rühren müssen.

Über diesen grössten, dem Schweizer Volk je aufgetischten Schwindel mit den angeblich 10mal srengeren Grenzwerten, sollen die nachfolgenden Folien berichten.
Gigaherz berichtet seit Juli 2003 immer wieder von neuem über diesen Skandal. Ein kürzlich modifizierter Bericht darüber ist zu finden unter
https://www.gigaherz.ch/wp-content/uploads/2015/04/Der-Schweizer-Grenzwertschwindel-Neuauflage.pdf
Leuten die gegen den Verfasser dieser Präsentation oder Gigaherz.ch in den Medien Mobbing und Rufmord begehen wollen, sei an das Copyright an diesen Folien erinnert.

Vor Massnahmen zur Vereinfachung und Beschleunigung der Baubewilligungsverfahren für Mobilfunkantennen sei eindringlich gewarnt.
Denn das hiesse, der Bevölkerung wichtige strahlungstechnische Informationen zu verheimlichen und/oder die Einspracheberechtigung drastisch einzuschränken.
In den letzten 15 Jahren hat die NIS-Fachstelle von Gigaherz über 750 Einsprechergruppen über alle Gerichtsinstanzen, zum Teil bis vor Bundesgericht begleitet und beraten. Und diese Einsprechergruppen haben sich bis anhin ausnahmslos hochanständig und ohne jegliche Drohungen oder gar Gewaltanwendung verhalten. Gegenteiliges wurde von der Mobilfunklobby selber inszeniert oder erfunden, um die Einsprechenden in ein schiefes Licht zu stellen.
Wenn die Mobilfunkbetreiber und ihre Vertreter in den eidg. Räten nun das Sicherheitsventil des Dampfkessels, auf welchem sie sitzen, zuschweissen, könnte sich das sehr rasch ändern. Denn mittels den Einspracheverfahren wurde Anwohnern von geplanten Antennen die Möglichkeit geboten, den legalen gewaltfreien Weg des Widerstandes zu beschreiten. Es sei bei dieser Gelegenheit auch noch daran erinnert, dass laut Bundesamt für Statistik 52% der Schweizer Bevölkerung Mobilfunkantennen als Gefährlich oder eher gefährlich einschätzen.

Für 7 Millionen ein NIS-Monitoring aufzubauen und zu finanzieren, möge sich die Kommission Verkehr ud Fernmeldewesen des Nationalrates bitte aus dem Kopf schlagen.
Denn das Konzept hierzu, welches der Bundesrat anlässlich seiner letzten diesjährigen ordentlichen Sitzung vom 18.Dezember noch rasch verabschiedet hat, taugt nicht im Entferntesten dazu die Strahlungssituation in der Schweiz so darzustellen, wie diese in der Realität vorkommt.
Mit dem falschen Gerät, zur falschen Zeit am falschen Ort messen gilt längst nicht mehr. Denn Gigaherz.ch hat auch diesen Schwindel aufgedeckt und wird ihn auch weiterhin nicht zulassen.
Die ganze Story dazu finden sie unter:
https://www.gigaherz.ch/das-konzept-zum-emf-monitoring-ein-schlechter-silvesterscherz-des-bundesrates/

Siehe auch Sendung 10 vor 10 Schweizer Fernsehen SRF1 vom 14.1.2016:
http://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/erleichterter-bau-von-handy-antennen?id=6543cd85-d2c4-4b24-8f1e-f451cec8d8bb

Von Hans-U. Jakob

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