5G: Die Botschafter des Schreckens
Voraussichtlich am 4. September befasst sich die Kommission Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates (KVF-N) erneut mit der Motion 20.3237 Wasserfallen, welche eine Lockerung der Strahlungsgrenzwerte von Mobilfunk-Sendeantennen von 5 auf 20V/m (Volt pro Meter) vorsah. Die Motion wurde vom Ständerat in dem Sinn abgeändert, dass der Bundesrat jetzt alles unternehmen solle um dem wunderbaren 5G endlich zum Durchbruch zu verhelfen, ausser der Lockerung des Grenzwertes. Siehe unter https://www.gigaherz.ch/5g-strahlungsgrenzwerte-bleiben-wie-sie-sind/
Von Hans-U. Jakob (Gigaherz.ch)
Schwarzenburg, 26.Juli 2023
Die 25-köpfige Kommission KVF-N wird nun dem 200-köpfigen Nationalrat vorschlagen, wie er mit der abgeänderten Motion umgehen soll. Das dürfte interessant werden, denn sowohl die Kommission wie der Rat sind von einer Organisation die sich «Chance 5G» nennt, durch sogenannte «Botschafter» unterwandert. In der Kommission sitzen 9 sogenannte Botschafter und im Rat 30 (!!)
Wer und was versteckt sich hinter dem Namen «Chance 5G»
Eine Unternehmung? Fehlanzeige. Eine Firma? Fehlanzeige. Ein Berufsverband? Fehlanzeige. Eine Hilfsorganisation? Fehlanzeige! Ein Verein? Fehlanzeige.
Auszumachen sind lediglich ein hoch-dekoratives Co-Präsidium von zwei Nationalräten und einem Ständerat. Anschliessend einer langen langen Reihe von sogenannten Botschaftern und Botschafterinnen sowie Unterstützern und Unterstützerinnen. Also doch ein Verein? Fehlanzeige! Denn Statuten sind nicht vorhanden und demnach auch keine weiteren gewählten Funktionäre wie etwa Vereinskasse oder Vereinssekretariat. Eine Generalversammlung gibt es schon gar nicht!
Bild oben: Zur Überbringung welcher Botschaft sich die Botschafter und Botschafterinnen verpflichtet haben steht in der Charta 5G. Charta 5G, welch ein grosses Wort! Die Botschafterinnen und Botschafter sollen also die frohe Botschaft überbringen, dass 5G den Schweizerinnen und Schweizern Chancengleichheit, Wohlstand und Lebensqualität bringe und dass die Anliegen der Bevölkerung ernst genommen würden, indem man die 5G-Debatte faktenbasiert und anhand des anerkannten wissenschaftlichen Kenntnisstandes führe.
Welch ein Widerspruch: Botschafter Wasserfallen will also die Lebensqualität der Schweizer Bevölkerung verbessern, indem der entsprechende Strahlungsgrenzwert (Anlagegrenzwert) sogenannt «faktenbasiert auf Grund des wissenschaftlichen Kenntnisstandes» von 5 auf 20V/m erhöht wird.
Wie der wissenschaftliche Kenntnisstand lautet und wie 5G funktioniert, erklärt Chance 5G, damit es auch der letzte Parlamentarier versteht, mittels eines fantasiereichen Bilderbuches, auf dem Niveau für 8 bis10-jährige Kinder.
Bild oben: Typisch kindliche Darstellung aus Chance 5G
Wer steckt hinter Chance 5G und wem gegenüber haben sich die Botschafterinnen und Botschafter verpflichtet?
Da wird man im Internet sehr rasch fündig. Es ist eine Polit-PR Agentur, mit horrenden Stunden Ansätzen und Honoraren in fantastischer Höhe, die sich wie folg selbst beschreibt:
Zitat: Furrerhugi ist inspirierende Beraterin, empathische Unterstützerin oder kritische Sparring-Partnerin. Seit 2006 sind wir die führende Ansprechpartnerin für Public Affairs und Corporate Communications. Wir verfügen über ein breites Beziehungsnetz in Politik, Medien und Wirtschaft und arbeiten für nationale und internationale Unternehmen, Verbände, gemeinnützige Organisationen, Hochschulen, Parteien und die Verwaltung.
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Wer ist finanziell in der Lage eine solche PR-Agentur in Anspruch zu nehmen? Mit Sicherheit nur internationale oder nationale Grosskonzerne. Und arbeiten die Botschafterinnen und Botschafter für eine solche Polit-PR-Agentur, denn gratis?
Bei der Interessenbindung, die jedes Mitglied der eidgenössischen Räte offenzulegen hat, steht bei 30 Mitgliedern des Nationalrates unter vielen Haupt- und Nebenämtern auch noch unübersehbar: Botschafter für Chance 5G, ehrenamtlich. Ehrenamtlich? Heisst das etwa ohne Bezahlung?
Ob dem wirklich so ist, werden wir vielleicht einen Monat vor den Wahlen erfahren, die am 22.Oktober stattfinden. Bis dahin müssen die Ratsmitgieder nämlich offenlegen, wer ihren Wahlkampf finanziert? «Bagatellfälle» mit weniger als Fr. 15’000 pro Jahr wie vielleicht Botschafter für Chance 5G, müssen nicht deklariert werden. Wo kämen wir denn da hin, wenn Parlamentarier jedes Trinkgeld deklarieren müssten?
Nachstehend die Liste der Botschafter/Innen des Schreckens und somit unwählbar für die unterdessen auf 880’000 Wähler/Innen angewachsene Gemeinde von Menschen die durch hochfrequente nichtionisierende Strahlung (sprich Funkstrahlung) laut Angaben des Bundesamtes für Umwelt, gesundheitlich beeinträchtigt sind.
Botschafter Chance 5G in der Kommission KVF-N:
Bregy Philipp-Matthias MITTE; *Candinas Martin MITTE; *Graf-Litscher Edith SP; Hurter Thomas SVP; Kutter Philipp MITTE; Romano Marco MITTE; Sollberger Sandra SVP; Storni Bruno SP; Wasserfallen Christian FDP
*Co-Präsidium Chance 5G
Botschafter Chance 5G im Nationalrat:
Bäumle Martin GLP; Bellaiche Judith GLP; Bregy Philipp-Matthias MITTE; Candinas Martin MITTE; Chevalley Isabelle GLP; Dobler Marcel FDP; Farinelli Alex FDP; Graf-Litscher Edith SP; Grossen Jürg GLP; Grütter Franz SVP; Gutjahr Diana SVP; Guggisberg Lars SVP.
Hurter Thomas SVP; Jauslin Matthias FDP; Kutter Philipp MITTE; Landolt Martin MITTE; Mäder Jörg GLP; Marchesi Piero SVP; Nantermond Philippe FDP; Paganini Nicolo MITTE; Pointet Fracois GLP; Regazzi Fabio MITTE; Riniker Maja FDP; Romano Marco MITTE; Silberschmitt Andri FDP; Sollberger Sandra SVP; Storni Bruno SP; Page Pierre-André SVP; Wasserfallen Christian FDP; Wyss Sahra SP.
Bitte diese Personen von jeder Wahlliste streichen. Sie verdienen unser Vertrauen nicht!
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