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Das Kreuz mit dem Wegkreuz

Das Kreuz mit dem Wegkreuz

Quelle: Zofinger Tagblatt 13.8.03: (sda)

Eine Einnahmequelle für seine Stiftung ist dem Zürcher Obdachlosenpfarrer und früheren EVP-Nationalrat Ernst Sieber nicht mehr ganz geheuer. Er lässt eine Handy-Antenne aus dem Wegkreuz vor seiner Drogenstation „Sunnedörfli“ entfernen. „Das Leiden Christi“, welches das christliche Kreuz darstellt, sei mit der Handy-Antenne einer Netzbetreiberin nicht zu vereinen, gestand Sieber am Dienstag (12.8.03) reuig gegenüber „Radio Zürisee“. Er werde deshalb die Antenne, die der Stiftung einen Zusatzverdienst sicherte, aus dem hohlen Wegkreuz entfernen lassen. Sieber will jedoch nicht auf das Geld verzichten. Sie werde jetzt einige hundert Meter neben dem Kreuz auf dem Areal des „Sunnedörfli“ aufgestellt. Die Funkantenne versieht seit einem Jahr tadellos ihren Dienst. Erst auf das ausgefallene „Antennenversteck“ angesprochen, ging die Sozialstiftung jetzt über die Bücher.

Ein Kommentar dazu von Evi Gaigg,14.8.03

Wo Gott eine Kapelle hat, baut der Teufel eine Kirche daneben.

Die Antenne im Wegkreuz hat Pfarrer Sieber also Gewissensbisse verursacht. Keine Gewissensbisse hatte er offenbar davor, dass rundum durch die versteckte Strahlenquelle die Gesundheit von Menschen beeinträchtigt wurde und durch die Versetzung der Antenne weitere geschädigt werden könnte.

Was sich hier abspielt, ist nur eine Fortsetzung der Praxis der Kirchen. Diese kümmern sich nämlich auch keinen Deut darum, dass das Kreuz, welches in jeder Kirche steht, ebenso das Leiden Christi symbolisiert. Um des lieben Geldes Willen stellen sie dennoch ihre Kirchtürme – und erst noch gegen den Widerstand der Kirchgemeindemitglieder und ohne Rücksicht auf die Anwohner – für Antennenstandorte zur Verfügung.
Wenn mit dem Taler geläutet wird, öffnen sich eben alle Türen, auch die der Kirchen. Und wenn es schon nicht das Wegkreuz sein darf, dann halt in Gottes Namen die Antenne ein paar hundert Meter daneben. Hauptsache, die Kasse stimmt. Das Schicksal der Anwohner zählt da nicht!

Manch einer, der bisher freigebig sein Portemonnaie auch für Pfarrer Siebers Drogenstation geöffnet hat, wird sich überlegen, ob er sein Geld nicht besser anderswo spendet. Denn verglichen mit den Einnahmen, die ihm durch die Antennenbetreiberin zufliessen, ist seine Spende ohnehin nur ein Tropfen auf einen heissen Stein.

Der Preis für die grösste Scheinheiligkeit
Das Gigaherz-Team trägt sich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, einen Preis für die grösste Scheinheiligkeit zu verleihen und bittet um Kandidatenvorschläge. Einer der heissesten Kandidaten ist ab heute Pfarrer Sieber.

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15 m neben dem Kreuz steht das Rehabilitationszentrum – eine Planung wie im Bilderbuch! An mehreren Orten in der Schweiz findet Orange immer den Weg, direkt ins Altersheim, auf den Schulhausplatz oder in die psychiatrische Klinik zu strahlen.

Von Hans-U. Jakob

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