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Das Qualitätssicherungs-System ist von schlechter Qualität

Eine Mobilfunkantenne von Sunrise sendet in Langenthal 2 ½  Jahre lang mit vollständig falsch eingestellten Sendewinkeln – unbehelligt, unerkannt, nie geprüft von den gestrengen Behörden.

von  André Masson
Langenthal, 27.4.2017

Damit so etwas sicher nicht vorkommt,
gibt es seit zehn Jahren (angeblich) ein Qualitäts-Sicherungs-System – das hat jämmerlich versagt. Schon mehrfach hat sich das Bundesgericht auf dieses System berufen und hat jede Möglichkeit zu falschen Einstellungen bestritten. Hier ist der Beweis: Das ist blauäugig und unrealistisch, das QS-System erkennt auch grobe Fehler nicht.

Nur einmal pro Tag  werden alle Einstellungen der Antennen einem Zentralcomputer gemeldet, der die Abweichungen sofort feststellt und bessere Werte einstellt oder eine Fehler-Meldung absetzt, auf dass seriöse Menschen sich der Sache sofort annehmen können. Bisher war die Hauptkritik und der schwächste Punkt der, dass die einzelnen Stationen nur ein einziges Mal pro Tag (z.B. morgens um 3h) die Werte melden mussten, dann konnten sie den ganzen Tag stärker oder auch in unbewilligte Richtungen senden. Das wurde andauernd von den Antennengegnern gerügt, aber immer waren die Juristen taub, denn das QSS sei ja exakt zu diesem Zweck konzipiert worden, dass keine Fehler mehr vorkommen können.

Nun also das:  2 ½  Jahre lang ununterbrochen falsche – und zwar total falsche – Seitenwinkel eingestellt, und niemand merkt‘s. Im Standortdatenblatt wird bewiesen, dass die Anlage gesetzeskonform arbeitet, aber die ganze aufwendige Rechnung ist wertlos, wenn völlig falsche Winkel eingestellt werden.

Die Winkel der Antennen (Kompassrichtung) sind so falsch, dass es beinahe wieder stimmt, wenn jede Antenne exakt in die Gegenrichtung dessen strahlt, was im Baubewilligungsprozess bewilligt worden ist. Das gibt Fehler um ca. 60° bei jeder der drei Antennen. Die damals ermittelten Bestrahlungen in den Häusern der Nachbarschaft haben nichts mehr zu tun mit den tatsächlich auftretenden Werten, wenn in wilden Phantasierichtungen abgestrahlt wird.

Das QS-System ist jetzt über zehn Jahre alt. Die Anforderungen werden beschrieben in: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/elektrosmog/fachinformationen/massnahmen-elektrosmog/qualitaetssicherung-zur-einhaltung-der-grenzwerte-der-nisv-bei-m.html

Dort ist zu lesen: In einer Datenbank werden für jede einzelne Antenne die eingestellten Werte für die Senderichtung und die maximale Sendeleistung erfasst und täglich mit den bewilligten verglichen. Überschreitungen müssen innert 24 Stunden behoben werden, sofern dies durch Fernsteuerung möglich ist, andernfalls innerhalb einer Arbeitswoche. Die Vollzugsbehörden werden über alle allfälligen Überschreitungen informiert und haben zur Kontrolle auch eine uneingeschränkte Einsicht in die Datenbank.

Das QS-System hat seine Untauglichkeit bewiesen.
Weder funktioniert das System, noch merken die kantonalen Behörden, dass es nicht funktioniert. Alle externen Beglaubigungen, Überprüfungen, Auditierungen nützen nichts – es ist genau so, wie wenn es das QS-System gar nicht gäbe (wie auf diesen Seiten ja schon längere Zeit behauptet wird). Diese Antenne in Langenthal ist ein erneuter Beweis dafür.


Bildlegende:
Die Ecke dieses neu erbauten Bürohauses wäre nach Standortdatenblatt etwa 65 Grad von der Hauptstrahlrichtung der Antenne entfernt, die jetzt zum Beobachter strahlt. Tatsächlich zielt die Hauptstrahlrichtung der Antenne aber nur ca. 10 Grad an der Hausecke vorbei: Illegalität Nr. 1

Das ganze Haus wurde im Standortdatenblatt gar nicht berücksichtigt, da es damals noch nicht erbaut war, aber hätte berücksichtigt werden müssen. Denn unüberbaute Grundstücke müssen in der Antennenplanung so behandelt werden, wie wenn da bereits ein Gebäude mit den maximal erlaubten Abmessungen stehen würde. Die Mobilfunker hätten zum Architekten gehen müssen und nach den Plänen fragen – das haben sie nicht getan:  Illegalität Nr. 2

Die SBB haben das Grundstück für die provisorische Antenne freigegeben für unwiderruflich längstens ein Jahr. Die Antenne strahlt jetzt gut zweieinhalb Jahre:  Illegalität Nr. 3

Die Behörden von Kanton und Stadt haben 5 ½ Monate dazu gebraucht, bis sie endlich zugegeben konnten, dass die Abstrahl-Richtungen total falsch eingestellt sind – und dies auch erst nach Rücksprache mit Sunrise. Das ist nicht illegal, das ist wohl einfach Bern.

Die Richtungen der drei Antennen sind ca. am 12.4.17 endlich richtig eingestellt worden! Der Abbruch der Antenne ist absehbar.

Anmerkung von Gigaherz.ch:
Der Autor ist pensionierter Gymnasiallehrer und Dr. der Physik.
Bestens bekannt durch die Aufdeckungen von Skandalen rund um die Schweizer Atomkraftwerke.

Sehen Sie dazu auch nach unter:
https://www.gigaherz.ch/nur-noch-jede-dritte-mobilfunkantenne-out-of-limits/ und folgen Sie den dort angegebenen Links. Sie werden staunen.

Von Hans-U. Jakob

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