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Alles reine Einbildung

Alles reine Einbildung (oder die Kuhflüsterer)

22.07.2000

Autor: Hans-U. Jakob

Alles reine Einbildung

Genau das sagten die Wissenschafter auch, als Sie im Auftrag der Regierung die Auswirkungen des Kurzwellensenders Schwarzenburg auf die Gesundheit der Anwohner untersuchten. Die Regierung hatte nämlich bei den Wissenschaftern einen Persilschein bestellt, um die Anlage um Faktor 5 verstärken zu können.

60% der Anwohner krank? Das durfte einfach nicht wahr sein. Alles reine Einbildung!

Wer sich solches mit Sicherheit nicht einbilden kann, sind die Tiere. Also musste zwecks Persilschein und so, bei den Tieren angesetzt werden.

Nun gibt es da eine Masseinheit, den sogenannten SAR-Wert, welcher die Gefahr in Watt pro kg Lebendgewicht eines Lebewesens angibt. Mit anderen Worten, je schwerer so ein Vieh ist, desto geringer reagiert es auf die elektromagnetische Bestrahlung bei gleicher Sendeleistung in Watt. Damit ja keine Auswirkungen zum Vorschein kommen konnten, entschlossen sich die Wissenschafter im Auftrag der Regierung, die schwersten verfügbaren Tiere zu untersuchen. Nämlich Kühe. Kühe sind durchschnittlich 750kg schwer, also 10mal schwerer als der Standartmensch und reagieren infolgedessen auch 10mal schwächer als ein Standartmensch. Um zu noch harmloseren Ergebnissen zu kommen, hätten also Elefanten untersucht werden müssen. Warum das nicht gemacht wurde, steht im Elefantenwitz Nr.758:

„In Schwarzenburg gibt es keinen einzigen Elefantenbauern, dafür jede Menge Kuhbauern“

So weit so gut. Jetzt musste nur noch ein Stall gefunden werden, in welchem eine möglichst geringe Belastung herrschte, der aber trotzdem möglichst nahe bei den Sendeantennen stand. Einfach um das Publikum hinters Licht zu führen und so. Dieser Stall wurde denn auch gefunden. Schön abgeschirmt hinter und unterhalb einer Hangkante, ohne Sicht auf die Antennen. Nachts nicht bestrahlt, dafür aber nachmittags während den Sendungen nach Fernost.

Von 10 möglichen Ställen hatten sich die Wissenschafter im Auftrag der Regierung also denjenigen mit der schwächst möglichen Belastung ausgesucht. Aber das konnten die Leute im Publikum ja nicht wissen, die hatten bis auf einen ja keine Messgeräte.

Also in besagtem Stall herrschte zur Sendezeit nur gerade eine Hochfrequenz-E-Feldstärke zwischen 0.8 und 1.2V/m, das ist etwa gleichviel wie in einem Menschen-Schlafzimmer 50m vor einer Mobilfunkantenne.

Trotz aller Vorsichtsmassnahmen der Wissenschafter, ja nichts finden zu müssen, reagieten die Kühe aber promt und sehr schön auf das 3-tägige Abstellen des Senders. Die Melatonin-Produktion in ihrer Zirbeldrüsen schnellte nämlich plötzlich merklich in die Höhe um dann nach 3 Tagen wieder zusammenzufallen. Siehe Grafik auf Seite 113 der Study on Health Effects of the Shortwave Transmitter of Schwarzenburg der UNI Bern.

(Melatonin = körpereigenes Krebsbekämpfungshormon mit weiteren sehr wichtigen Funktionen für Lebewesen)

Das passt nun aber absolut nicht in die Theorie der reinen Einbildung. Darum beginnt hier jetzt die Story der Kuhflüsterer:

Die WHOC das ist die Worl Health Organization of Cows hat nun herausgefunden, dass man durchaus in der Lage ist, den Kühen einzuflüstern, der Sender sei jetzt abgestellt und sie müssten nun mit einer erhöhten Melatoninproduktion beginnen.

In den Verhaltensregeln der WHOC steht sinngemäss übersetzt etwa folgendes:

Am besten zum Einflüstern eignen sich die Braunviehrassen. Das sind die folgsamsten, brävsten, geduldigsten und haben erst noch wunderschöne, grosse weisse Plüschohren. Zudem sind sie nicht so gross gebaut, so dass auch kleinere Menschen zum Flüstern auf Ohrhöhe der Tiere in Frage kommen. Aber gewisse Vorsichtsmassnahmen sind trotzdem am Platz. Nähern Sie sich der Kuh stets von vorne mit einer riesigen Prise Kaugummi im Mund und kauen Sie kräftig. Die Kuh ist nämlich ein sogenannter Wiederkäuer und holt sich von Zeit zu Zeit einen Klumpen ihrer Nahrung aus dem Magen zurück um diesen nochmals zu kauen. Indem sie nun mit dem Unterkiefer kräftig ihren Kaugummi im Mund hin und her bewegen, erkennt sie die Kuh als ihresgleichen und lässt sie gewähren. Stellen sie sich nun seitlich links neben den Hals der Kuh, gleiche Blickrichtung wie die Kuh. Den rechten Arm legen sie nun oben über den Hals der Kuh und kraueln diese kräftig hinter dem rechten Ohr. Mit der linken Hand ergreifen sie nun das linke Plüschohr und nähern ihren Mund vorsichtig dem grossen Hörtrichter. Lassen sie sich von eventuellen Insekten im Plüsch oder von eventuellen ungewohnten Gerüchen nicht irritieren und beginnen sie jetzt sachte mit dem Einflüstern ihrer Botschaft. Etwa so: „Die Grenzwerte sind eingehalten, die Grenzwerte sind eingehalten, die Grenzwerte sind eingehalten.“ usw.

Ueberlegen Sie sich aber vorher gut und genau, was Sie der Kuh einflüstern wollen. Es kann nämlich vorkommen, dass sich diese vor Lachen schüttelt. Bei 750 geschüttelten Kilos können Sie leicht auf dem von schön warmen, würzigen Fladen übersäten Boden landen. Auch müssen Sie vorher sicherstellen dass sich auf derselben Weide wie die Kühe kein Stier befindet. Es könnte nämlich sein, dass dieser recht eifersüchtig reagiert, wenn Sie eine seiner Lieblingsdamen umarmen. Als Hobby-Torrero haben sie da keine Chance. Schon eher als gut trainierter 100m-Läufer.

Viel Spass beim Kuhflüstern, in dieser schönen Ferienzeit wünscht Euch allen,

Hans-U.Jakob, Schwarzenburg. Von da aus wo einst ein Sender stand.

Von Hans-U. Jakob

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