Bei Anruf Hysterie
von Hans-U. Jakob
Schwarzenburg, 17.5.2013
Sie ist sehr jung, sehr hübsch, sehr frech und kaum trocken hinter den Ohren. Von Elektrotechnik, Elektronik, Funktechnik, und Physik hat sie keine Ahnung, von Biologie, Neurologie und allgemeiner Medizin hat sie möglicherweise schon einmal etwas gehört, aber eines weis sie 100% sicher: Ihr geliebtes I-Phönchen tut ihr gar nichts an. Denn wozu streichelt und massiert sie das geliebte Ding täglich über 2 Stunden.
Die Rede ist von der Deutschen Mira Fricke, die den armen, unwissenden Schweizern in der Sonntagszeitung vom 12.Mai und über weiteren von der SDA verbreiteten Artikeln weismachen möchte, Studien würden zeigen, dass Beschwerden von Menschen in der Nähe von Funknetzten oder beim Handytelefonieren reine Einbildung seien. Sie beruft sich dabei auf eine angeblich wissenschaftliche Studie von Dr. Michael Witthöft, eines Assistenten für klinische Psychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg Universität in Mainz(D). Einem Institut, das gerade mal aus einem Professor, 1 Assistentin und 2 Assistenten besteht.
Das Märchen vom Nocebo-Effekt wurde bereits Vor 40 Jahren von Telecom Kurzwellen- und Ultrakurzwellentechnikern erfunden, die behaupteten, die doofen Hausfrauen würden nur schon beim Anblick eines Baukranes oder einer Fahnenstange vor Angst Kopfweh bekommen, im Glauben es handle sich um einen neuen Radiosender. Dann mutierte die Story über verschiedene Variationen weiter zum heutigen Mobilfunk. Wo jetzt Antennenverkäufer schamlos behaupten, Anwohner hätten sich schon über Gesundheitsbeschwerden beklagt, als die Antenne auf dem Nachbardach noch gar nicht im Betrieb war. Oder wie doch jüngst einer fantasierte, als noch nicht einmal die Antennenkörper am nackten Mast hingen.
Nachdem Gigaherz-Messtechniker bereits vor Jahren anhand der Stromzähler auf den Tag genau nachgewiesen hatten, wann die Stationen in Betrieb gegangen waren und dass es sich somit um bösartige Unterstellungen handelte, verschwand das Märchen einige Jahre von der Propaganda-Oberfläche. (Damals steckte noch hinter jedem Zähler ein blaues Büchlein in welches die Zählerstände alle 3 Monate oder bei der Montage des Zählers von einem Zählerableser säuberlich eingetragen wurden) In jüngster Zeit wird dieser Nocebo-Hoax von jungen Antennenverkäufern und Handyfreaks nun wieder aus der Mottenkiste geholt.
Höchste Zeit sich was Neues einfallen zu lassen, meinte Assistent Dr.Witthöft von der Gutenberg Universität in Mainz. Dazu musste er allerdings an das King’s College in Londen ausweichen. Denn im deutschen Sprachraum waren Elektrosmog-Betroffene für eine Studie kaum mehr aufzutrieben. Gigaherz und andere Schutzorganisationen hatten ihre Leute, nachdem diese im Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramm DMF nach Noten „verarscht“ und verschaukelt wurden, eindringlich vor der Teilnahme an allen weiteren Studien gewarnt.
Sehen sie dazu nach unter: /elektrosensiblen-hetze-unter-dem-wappen-der-eidgenossenschaft-folge-1//elektrosensiblen-hetze-unter-dem-wappen-der-eidgenossenschaft-folge-2/ und /elektrosensiblen-hetze-unter-dem-wappen-der-eidgenossenschaft-folge-3/
Zitat aus der Sonntagszeitung:
Für die Testreihe teilte Witthöft, der die Untersuchungen in London leitete, 147 Testpersonen in zwei Gruppen. Der Versuchsgruppe zeigte er einen BBC-Bericht, in dem sehr eindrücklich vor den gesundheitsschädlichen Folgen von Hochfrequenzstrahlung gewarnt wurde. Die Kontrollgruppe schaute einen BBC-Bericht zum Thema Sicherheit von Handydaten. Anschliessend wurden die Teilnehmer beider Gruppen 15 Minuten einer Scheinstrahlung durch ein Funknetz ausgesetzt. Dazu trugen die Testpersonen ein Stirnband mit einer kleinen Antenne, die angeblich mit einem WLAN-Router verbunden war. Die Verbindung wurde von den Probanden selbstständig über einen Laptop aktiviert, auf dem anschliessend ein Verbindungssignal aufleuchtete.
Die Ergebnisse sein verblüffend gewesen, meinte Dr.Wwitthöft: 55 Prozent aller Testpersonen beschrieben Symptome wie Unruhe, Kribbeln in Armen und Beinen sowie eine verminderte Konzentrationsfähigkeit während der Scheinbestrahlung. Dabei waren Personen, die den warnenden Bericht gesehen hatten, signifikant häufiger betroffen.
Im Vorfeld hatten die Wissenschaftler zudem erfragt, wie gross die Sorge der Probanden hinsichtlich schädlicher Handystrahlung sei. Auch hier zeigte sich: Personen mit grösseren Ängsten waren stärker von Symptomen infolge der Scheinstrahlung betroffen, und ihre Ängste wurden durch den warnenden Fernsehbericht noch verstärkt. Ende Zitat
Solche Experimente lassen sich auf alle Schadstoffe anwenden.
Das hat viel mehr mit Massensuggestion zu tun als mit seriöser Forschung. Die Probanden hätten auf dem PC nach Sichtung eines entsprechenden Horrorfilms geradesogut ein Schein-Ventil für angebliches Radon-Gas öffnen können und davon prompt Kopfweh bekommen oder ein Schein-Gebläse für angeblichen Feinstaub und davon ebenso prompt Augen oder Halsbrennen.
Wer schon einmal einen Komiker auf einer Bühne gesehen hat, der sich überall kratzt und damit das Publikum mit seinem Schein-Jucken ansteckt, kann das bestätigen. Da fangen auch 55% an sich wie wild zu kratzen.
Mit solchen Experimenten einen Nocebo-Effekt allein für Hochfrequenzstrahlung nachweisenn zu wollen ist mehr Cabaret-Nummer als Wissenschaft.
Übrigens gab es bei Witthöfts Kontrollgruppe die vorgängig keinen Horrorfilm gesehen hatten, auch Personen, die Symptome wie Unruhe, Kribbeln in Armen und Beinen sowie eine verminderte Konzentrationsfähigkeit vermeldeten.
Wie viele das waren, ist aus den zur Verfügung stehenden deutschen Texten nicht ersichtlich. Wenn es wie im Englischen Orginal-Abstract vermerkt 76 Personen waren, die den Horrorfilm gesehen hatten und danach 82 Personen Sypmtome entwickelten, müssen es mindestens 6 gewesen sein.
Es wird in den dutschen Texten weiter verschwiegen, wie viele aus der Gruppe, die den Horrorfilm gesehen hatten, keine Symtome zeigten.
Mira Fricke konstruiert also wissenschaftliche Zusammenhänge und macht Aussagen, die von der zitierten Forschungsarbeit nicht gedeckt werden.
So hat die Forschungsgruppe insbesondere keinerlei Handy- oder WLAN-Strahlung in den Versuchen verwendet. Somit ist die darauf basierende Aussage, dass „Beschwerden im Zusammenhang mit Handybenützung reine Einbildung“ seien, komplett unhaltbar. Die Kernaussage der Studienergebnisse bestehe schlussendlich darin, dass Journalisten ihre Verantwortung besser wahrnehmen sollten, wenn sie über die negativen Effekte von gesundheitlichen Umweltrisiken berichten, meint Mira Fricke in der Sonntagszeitung. Sie soll sich nach ihrem unseriösen Beitrag bitte gleich selber bei der Nase nehmen.
Die Arbeiten von Mira Fricke resp. dem Psychologen Dr. Witthöft zeigen nicht im Entferntesten auf, dass es keine Menschen gibt, die sich ihre durch Elektrosmog verursachten Beschwerden nicht einbilden. Besonders dann nicht, wenn es sich dabei um Langzeitwirkungen wie Hirntumore und andere Krebsarten handelt. Diese Arbeiten wurden lediglich dazu gemacht, um Elektrosmog-Betroffene öffentlich zu mobben und lächerlich zu machen.
Was treibt Wissenschaftler und Journalistinnen zu solch menschenverachtenden Tätigkeiten?
Die Antwort ist relativ einfach. Die Universität Basel zum Beispiel, welche unter Anderem auch das bekannte Verharmlosungsinstitut der Schweizer Regierung beherbergt, erhält für ihre attraktive Kooperation mit Industrie und Wirtschaft jährlich 71Millionen an Sponsoring. Siehe dazu nach unter /konzerne-schiessen-nicht-konzerne-kaufen-und-mobben-zum-dritten/ Wie viel die UNI Mainz für ihre attraktive Kooperation garniert ist (noch) nicht bekannt.
Bei den Zeitungsverlagen ist der Fall eh schon klar: Je dicker das Mobbing gegen Elektrosmog-Betroffene, desto fetter die Inseraten-Aufträge der Mobilfunkgesellschaften. In der Regel genügt bereits das Verschweigen von entsprechenden Fakten, Skandalen und Veranstaltungen.
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