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Digital ist nicht gleich Funk

Das Digitalisieren des Swisscom-Kabelnetzes, welches zur Zeit im Gange ist, führt zu zahlreichen aufgeregten Anfragen an unsere NIS-Fachstelle.

von Hans-U. Jakob (Gigaherz.ch)
Schwarzenburg, 28.1.2017

Schuld an der Verwirrung sind die Swisscom-Verkäufer und die Vertreter anderer Telefongesellschaften, die ihre Abonnenten falsch informieren. Ob absichtlich oder mangels besserer Kenntnisse bleibe dahingestellt.

Was heisst Digitalisierung überhaupt?
Auf ein und demselben Adernpaar im Kabelnetz können neu verschiedene Dienste wie Sprachverbindungen über das Festnetztelefon, wenn gewünscht gleich für  mehrere Nummern, Internetzugang und TV-Programme gleichzeitig übertragen werden.
Damit kann die Kapazität des wertvollen Kabelnetzes
gewaltig vervielfältigt werden.
Was vorher am Haus- oder Wohnungsanschluss in einem Analogsignal geliefert wurde, steht nun dort in digitaler Form zur Verfügung. Geändert hat also nur die Signalform und sonst nichts.
Mittels eines Routers müssen nun die verschiedenen Dienste und Telefonnummern, die neu alle auf demselben Adernpaar ankommen wieder aufgeschlüsselt und an die verschiedenen Endgeräte wie Telefon, PC oder TV-Apparat verteilt werden.

Das kann vom Router zum Endgerät auf zwei Arten geschehen. Entweder über Funk, WLAN genannt, oder über millimeterdünne Kabel.
Das Verwenden von Kabeln statt WLAN-Funk verursacht dem Techniker der das ausführen muss, etwas Mehrarbeit.


Bild oben: Null-Funk-Router von Swisscom für 3 Telefone, 1 Fax, 2 PC, 1 TV-Apparat. Alles problemlos verkabelt. Funktioniert tadellos ohne WLAN!

In den meisten Fällen kommt zuerst ein Verkäufer ins Haus oder telefoniert Ihnen, von welchem sie dann falsch informiert werden.
Etwa folgendermassen: Jetzt kommt WLAN, das Feinste vom Feinen, was es überhaupt gibt. Ihre Telefonapparate müssen wir deshalb alle gegen neue Schnurlostelefone austauschen, was wir ihnen zu einem Sonderpreis anbieten können. Ihr FAX geht dann leider nicht mehr und ihren TV Apparat erschliessen wir ihnen auch noch über Funk sprich WLAN. Womit sie die Möglichkeit haben in allen Zimmern Fernzusehen. Das Selbe natürlich für Ihren PC. Diesen können Sie dann vom Untergeschoss bis ins Gartenhaus und zum Schwimmbad hinaus überall gebrauchen. Gesundheitsprobleme? Nein, wo denken sie hin. Da gibt es tausende von Studien, alles völlig unbedenklich.
Verkabeln? Nein das geht nun wirklich in der heutigen Zeit nicht mehr. Das ist viel zu kompliziert.
Wenn Sie nicht einverstanden sind müssen wir ihren Anschluss leider ausser Betrieb setzen. Also wann kann unser Techniker vorbeikommen um die Sache umzustellen? Die neuen Geräte finden sie in 2-3 Tagen in ihrer Paketpost.

Wie geht es weiter?
Wenn dann der Techniker vorbeikommt können Sie ihm folgendes sagen: Hören Sie guter Mann, bei mir kommt kein Funk ins Haus. Entweder bieten Sie mir eine komplette Kabellösung an, oder Sie können gleich wieder gehen.
Der Techniker wird Ihnen mit einem freundlichen Lächeln antworten, alles klar, das mache ich doch gerne für Sie. All die Apparate, die man ihnen schon zugeschickt hat, nehme ich gleich wieder mit. Alles was ich für die Kabellösung benötige, habe ich im Servicewagen. Ach diese Verkäufer! Wenn die nur endlich besser Bescheid wüssten.

Na also, geht doch! Man muss nur Klartext reden.
Und man höre und staune. Kein einziger Telefonapparat muss ausgetauscht werden. Der FAX läuft nach wie vor.
Der PC steckt an einem millimeterdünnen Käbelchen. Ebenso die TV-Box. Am neuen Router befindet sich ein kleiner Schalter, an welchem das WLAN dauernd ausgeschaltet bleibt.

Nachteil: Der PC bleibt kabelgebunden und der TV-Apparat auch. Das Telefon war es ja schon vorher.
Vorteil: keinerlei unnötige Funkstrahlung in der Wohnung. Keine Schlafstörungen und andere Beschwerden wie Kopfschmerzen und  Konzentrationsstörungen usw.

Ein weiterer gewichtiger Nachteil:
Bei Stromausfall können Sie nicht mehr telefonieren.
Bei den alten Analog-Anschlüssen ging das noch während 48 Stunden. So gut war die Notstrom-Batterie in der Telefonzentrale.
Wozu haben Sie dann ein Handy wird man Ihnen sagen. Achtung: Wenn Sie überhaupt eines besitzen, funktioniert das nach 20 bis 30Minuten auch nicht mehr. Weil der Handymast mit seinen Antennen keine grössere Notstrombatterie hat, ist auch dort bald einmal Ende der Telefonitis.

Eine Leserin aus der Südschweiz schreibt uns:


Zitate

a) wenn der Router ausfällt  sind sie  gleichzeitig  ohne Telefon, Internet ,und  Fernseher (Teletext, Tagesschau)

b) der Router ist ein zusätzliches Gerät, der wie alle anderen Geräte auch, defekt oder kaputt geht und das öfter als man denkt. Das Risiko dass die Kommunikation unterbrochen ist steigt rasant.

c) Der Router funktioniert für eine Weile gut. Dann, nach einigen Monaten fällt er immer öfter aus.

d) Bis die Swisscom kommt wartet man zwischen 3-15 Tagen

e) In den abgelegenen Regionen, insbesondere in den Alpen, Bergen, und im Tessin gibt es oft starke Niederschläge mit Gewitter, Blitz und Donner. Bei solchem  Wetter muss man den Router abstellen, sonst geht er kaputt (war selbst Zeuge solcher Fälle)

f) Der Kunde muss den neuen Router selbst bezahlen. Deswegen müssen die Kunden, jedes mal wenn sie ihr  Domizil verlassen, den Router abstellen und dann, wenn sie wieder zu Hause sind, wieder anstellen. Sonst wird die ständige Router-Auswechslung sehr teuer.
Im Tessin muss von März bis Oktober während mehreren Tagen pro Woche, der Router wegen den Unwettern mehr abgeschaltet als angeschaltet bleiben.

Ich wünsche allen EHS-Betroffenen dass ,falls sie einen Notfall haben, (zur Alarmierung von  Krankenwagen, Arzt, Feuerwehr, toxikologischem Institut, Polizei) dass der Router funktioniert und dass es in dem Moment kein Sturm, Gewitter, Donner usw. im Gang sein wird.

Von Hans-U. Jakob

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