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Episoden

Hans-Ulrich Jakob, oder für diejenigen die ihn mögen einfach Hansueli, erzählt hier einige Müsterchen aus fast 40 Jahren Tätikeit als Kämpfer gegen nichtionisierende Strahlung aus Mobilfunk-Sendeanlagen und oberirdischen Hochspannungs-Freileitungen. Die Episoden liegen teilweise 20 und mehr Jahre zurück und sind frei aus seinem Gedächtnis aufgezeichnet worden.


Bild: Hansueli Jakob (86) erzählt

Schwarzenburg, Ende Juli 2024

Thielle
In Thielle am Neuenburgersee gibt es einen wunderschön gelegenen abgesperrten Strand mit viel Schilf und Sand für Naturisten. Naturisten sind Menschen, die am liebsten so herumlaufen wie sie der liebe Gott erschaffen hat. Weil unsere sogenannte Kultur das nicht erlaubt, ziehen sich die Naturisten in ihrer Freizeit jeweils in besagtes Camp zurück. Organisiert wird das Ganze durch einen Verein, der dort auch ein Clubhaus betreibt. Von da erhielt ich eines schönen Tages die Anfrage für einen Vortrag über Elektrosmog. Etwas erschrocken fragte ich zurück. Ob ich denn da etwa splitternackt vor Publikum stehen müsse? Für meine Hemmungen habe man durchaus Verständnis, schrieb man mir zurück, man werde für diesen Vortragsabend selbstverständlich leichte Kleidung vorschreiben.
Nun, an einem heissen Sommerabend wurde ich am Tor zum Camp abgeholt und in den Vortragssaal geleitet. Nach dem Einrichten des Hellraumprojektors und dem Bereitlegen der Folien und des Demomaterials wagte ich einen schüchternen Blick in das unterdessen eingetroffene Publikum. Und wie bereute ich da meine Forderung nach Kleiderzwang. Nicht nur in den ersten zwei Reihen, auch noch bis weit hinten im Saal  erblickte ich zahlreiche hübsche bis sehr hübsche Damen.  Aber eben halt alle leicht bekleidet.

Amriswil TG
Erst 14 Tage zuvor war ich eingeladen, bei den Schweizer Demokraten in Amriswil TG einen Vortragsabend über Elektrosmog zu gestalten. Das wurde von der dortigen Tagespresse so interpretiert, dass ich anscheinend die Seiten gewechselt hätte und von den Linksextremen zu den Rechtsextremen übergelaufen sei.  Nach meinem Vortrag im Naturistencamp von Thielle korrigierte der Schmierfink sein Geschreibsel und vermeldete, jetzt wisse man wer der Jakob wirklich sei: «Ein Flitzer!»

Horbühlpass Pfiffe (Ottenleue)
Der ehemalige Kurzwellensender sendete jahrelang bis zu seinem Abbruch 1998, zwei mal täglich für 3 Stunden von der Ebene in Mamishaus aus in Richtung 185° Afrika. Immer morgens von 7-10 und abends von 19-22 Uhr MEZ. Weil der vertikale Sendewinkel, einzig durch die Erdkrümmung bedingt, bei weniger als plus 6° lag, blieb ein grosser Anteil der Strahlung auf den 10km entfernten Anhöhen Gägger bis Pfiffe in 1650m/M hängen. Das wusste natürlich, ausser vielleicht den Senderbetreibern, niemand. Was aber alle wussten war, dass der Wald dort oben so gut wie tot war.
Das fiel auch einem bekannten Oberhaupt einer internationalen  Religionsgemeinschaft auf, der von meinen Strahlungsmessungen rund um den Kurzwellensender gelesen hatte. Immer und immer wieder drägte er auf eine Messung dort oben, um zu beweisen, dass das grosse Waldsterben im Schwarzenburgerland einen Zusammenhang mit der Kurzwellensenderei habe. Obwohl ich kaum daran glaubte nach 10km noch etwas Gravierendes messen zu können, liess ich mich erweichen, an einem schönen friedlichen Sonntagmorgen die Wanderschuhe anzuziehen, um dort hinaufzusteigen.
Weil von der bestrahlten Nordseite her viel zu steil, ging ich die Sache von Süden her über den Bergweg Horbühlpass an. Ohne Sichtverbindung zum Sender, natürlich immer mit Anzeige Null auf dem Messgerät. Dann auf der Passhöhe in 1575m über Mee, als es plötzlich  Sichtverbindung nach Schwarzenburg gab, schrillte auf dem Messgerät der Warnton und die Anzeige sprang auf 8V/m. (Volt pro Meter) Doppelt so viel wie auf der Ebene unten in Mamishaus Dorf, knapp 1 km vor der Sendeantenne. Das durfte ja nicht wahr sein!
Sonntagmorgen 8Uhr und kein Mensch weit und breit. Ich begann Selbstgespräche zu führen: «Also das geht jetzt zu weit, das könnt ihr nicht machen!» Ganz oben auf der Passhöhe gibt es ein Ruhebänkli. Dort stieg ich hinauf, die kugelförmige Messsonde wie die Freiheitsstatue in New-York weit in die Luft hinauf gestreckt. Anzeige 12V/m. Total verrückte Welt. Ich wurde laut und lauter: «Also das geht jetzt wirklich zu weit, das könnt ihr nicht machen, das könnt ihr wirklich nicht machen!»
Tönt es ebenso laut aus dem Gebüsch unweit rechts von mir:: «Was kann ich nicht machen?». Es war ein Geologe, der dort oben Steine sammelte  und mal für ein dringendes menschliches Bedürftnis kurz in Deckung gehen musste. Nach gegenseitiger Vorstellung und Tränen in den Augen vor Lachen, zeigte er mir dann noch sein Labor, das er sich etwas weiter unten eingerichtet hatte.

Niederwil AG
Noch lange bevor es den landesweit tätigen Verein HSUB (Hochspannungsleitungen unter den Boden) gab, war ich von besorgten Bürgerinnen in Niederwil eingeladen, etwas über die Schädlichkeit von den Magnetfeldern der Hochspannungs-Freileitungen zu erzählen. Als erstes wurde mir dort, während dem Nachtessen aus dem vorbereiteten Vortragssaal die Leinwand geklaut. Offensichtlich glaubte ein Freund der Stromwirtschaft, damit den Vortrag verhindern zu können. Eine Besucherin wusste Rat. Sie holte zu Hause rasch ein Leintuch aus ihrem Wäscheschrank, befestigte dies mit Stecknadeln am nun zugezogenen Bühnenvorhang und der Vortrag konnte losgehen.
In dessen Verlauf kam ich auch auf den internationalen Stromhandel zu sprechen, welcher die stärksten  aller Hochspannungsleitungen benötige. Ich: «Sie kaufen den Strom bei den französischen Atomkraftwerken für 5Rappen pro Kilowattstunde und verkaufen diesen Euch dann hier für 35Rappen die Kilowattstunde und von den 30% müssen sie dann leben.
Das stimme so nicht, meldet ein Vertreter der Stromnetzbetreiber in der Diskussionsrunde. Wir bezahlen den Franzosen zur Zeit 10 Rappen und erhalten von unseren Gosskunden nur 20Rappen pro Kilowattstunde. Also verdienen wir nur 10%.

Frauenkappelen
Fritz ist ein beliebter Grosstierarzt auf dem Längenberg. Es ist wirklich ein länger Berg. Dieser reicht von Bern bis weit ins Schwarzenburgerland hinein. Zur Freude von Fritz mit unzähligen Kühen und immer noch zahlreichen Pferden darauf.
Diagonal schräg über diesen «Berg» sollte eine 230Kilovolt Hochspannungs-Freileitung gebaut werden. Genauer: Von Wattenwil nach Mühleberg. Weil sich die Bevölkerung vehement dagegen zur Wehr setzte, gab es Einsprache-Verhandlungen in der Mehrzweckhalle der Gemeinde Frauenkappelen.
Die «Rädelsführer» der Einsprechenden, einer davon der besagte Tierarzt, waren der Meinung man solle diese Leitung in den Boden verlegen und zwar mit den damals neu aufkommenden Gas-isolierten Leitungen. Abgekürzt GIL.
Fragt der Projektleiter der Bernischen Kraftwerke spöttisch von oben herab: «Herr Tierarzt erklären sie dem Publikum doch mal, was eine GIL ist.» darauf Fritz spontan: «Mach ich doch gerne. Aber zuerst erklären Sie jetzt dem Publikum, wie Sie Herr Fröhlicher, bei einer Kuh einen Kaiserschnitt durchführen!»

Erlangen D:
Die Firma Siemens als Hersteller von GIL-Leitungen interessiert sich sehr für das Längenberg-Projekt, das unter den Boden soll. Die 23km wären weltweit mal ein monströses Muster gegenüber den bisher ausgeführten Kurzstrecken von knapp 1000m Länge. Fritz (der Tierarzt) und ich werden nach Erlangen eingeladen um alle Details zu erläutern. Vor allem die Topografischen.
Empfangen werden wir wie Könige. Am Morgen holt uns der Direktionschauffeur mit der Direktionslimusine, einem sündhaft teuren BMW vom Hotel ab. Koffer tragen dürfen wir nicht selber. Der Chauffeur ist strickte dagegen. Bittet uns dieser unterwegs um Entschuldigung, aber es würde ihn einfach schon furchtbar interessieren: «Was macht ein Tierarzt bei Siemens?»
Da rutscht es mir einfach so hinaus: «in Ihrer Direktionsetage hat es ja genug hohe Tiere.»
Der Lachanfall des Chauffeurs verursacht beinahe einen Verkehrsunfall. Er muss mal kurz anhalten.
Tags darauf nachzulesen an verschiedenen Anschlagbrettern der Siemens-Werke und wie man mir mitteilte, später sogar in einer Werkzeitung.

Himmelried
Im ehemaligen Schulhaus von Himmelried im Solothurner Jura, soll ich  an einem Spätherbstabend einen Vortrag über Mobilfunk halten, damit möglichst viele Einsprachen gegen den im Dorf geplanten Mobilfunksender eingereicht werden. Das passt einigen Wenigen dort gar nicht. Als wir nach dem Nachtessen ins Vortragslokal, in ein ehemaliges Schulzimmer zurückkommen, welches wir zuvor für den Vortrag hergerichtet hatten, ist das ganze Haus stockdunkel. Ein Blick in den Sicherungs-Verteilkasten zeigt: Sämtliche Schraubsicherungsköpfe mitsamt den Sicherungen sind weg.
In meiner Panik-Box, die sich zum Glück von einer Störungs-Behebung  her noch in meinem Auto befindet,  hat es wohl jede Menge Sicherungen aber nur einen einzigen passenden Schraubkopf. Das passende Sicherungselement mit der Anschrift «Steckdosen Schulzimmer 1.Stock» lässt sich mit der Taschenlampe rasch auffinden. Jetzt haben wir wenigstens Strom für den Hellraumprojektor. Dieser gibt auch schon genügend Licht für das erwartete Publikum. Die Frauen unter den Organisatoren holen rasch zu Hause ihren gesamten Kerzenvorrat und erstellen vom Eingang bis in den ersten Stock eine echte, gut passende Weihnachtsbeleuchtung. Schliesslich sind wir ja in Himmelried.
Der Vortrag wird zum Erfolg. Ein fanatischer Hobbyfunker versucht mit einem unverständlichen Geschwurbel von Fachausdrücken, die im Publikum ohnehin niemand versteht, noch etwas Gegensteuer zu geben. Was bei gestohlenen Sicherungen und Kerzenlicht gar nicht gut ankommt…..

München D:
Saboteure, die uns ans Lebendige wollen, gibt es halt überall auf der Welt. Der schlimmste unter ihnen agiert im Internet, obwohl Mitglied der Bremer Stadtmusikanten, von München aus.
Als unterster der Bande ist und bleibt dieser, gemäss den Brüdern Grimm, halt immer noch ein Esel. Den Obersten, einst ein Hahn, hat man ja zwecks schönerem Gesanges, schon vor Jahren gegen eine männliche Lerche ausgewechselt.
Ich begann und beginne meine Vorträge auch heute immer noch mit einem Text der von diesem märchenhaften Männerchor stammt:
Meine Damen und Herren, gestatten Sie, dass ich mich mit einem Zitat, zusammengebastelt von der künstlichen Intelligenz, gleich selber vorstelle:
Ich bin also Hans-Ulrich Jakob gemäss KI ein querulativ veranlagter Rentner mit begrenztem technischen Sachverstand sowie bösartigem Hobby, arglose Bürger mit irrationalen Ängsten vor Elektrosmog zu infizieren.
Darum schlage ich vor, dass wir jetzt mit menschlicher, statt mit künstlicher Intelligenz weiterfahren.

Dieser Vorschlag gilt auch für diesen Artikel, falls Sie liebe Leserinnen und leser das möchten. Es gäbe noch eine lange Reihe weiterer Episoden aus fast 40 Jahren Tätigkeit auf dem Gebiet der Elektrosmog-Bekämpfung.

Von Hans-U. Jakob

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