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Ins sagt NEIN!

In Ins (BE) wollten Sunrise und Swisscom gemeinsam eine der stärksten Antennen der Region mitten ins Dorf stellen. Es blieb beim wollen.

von Hans-U. Jakob, Ostersamstag 3.April 2010

Nachstehender Satz steht wörtlich im kürzlich von den Bundesämtern BAFU und BAKOM und dem Amt für Raumentwicklung, an die Schweizer Gemeinden verschickten Leitfaden zur Planung von Mobilfunknetzen, in welchem den Gemeindebehörden vor allem eins klar gemacht wird: „Ihr habt sozusagen nichts mehr zu sagen.“

 

Zusammenfassend lässt sich eine offensive Informationspolitik empfehlen, welche das Ziel verfolgt, die Diskussion transparent zu führen und zu versachlichen.




Ins.jpgGesagt getan,
sagte sich eine engagierte Bürgerin der Gemeinde Ins im Berner Seeland. Führen wir die Diskussion dies mal offen und transparent. Nicht wie beim letzten Antennenprojekt, als von der Gemeinde ausschliesslich die Mobilfunkbetreiber mitsamt ihren Hochglanzprospekten dazu eingeladen wurden, die Bevölkerung zu „informieren“.

Der bundesamtlichen Empfehlung zur offensiven Informationspolitik folgend, lud sie kurzerhand den Präsidenten der Schweizerischen Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener, Gigaherz.ch zu einem Vortragsabend nach Ins ein. Für dieses Vorhaben liessen sich in der Folge auch die lokalen Sektionen der SP, der Grünen und der freien Wähler Ins gewinnen.

So kam es dass am Mittwoch, den 16. März in der Mehrzweckhalle Ins 30 Stühle für Besucher bereitstanden. Mehr könnt ihr kaum erwarten, hatte der Gigaherz-Referent die Organisatoren wissen lassen und ich möchte nicht vor 200 leeren Stühlen predigen, weil alle in den hintersten 2 Reihen sitzen…

Aderer Meinung war der Hauswart. Diese Halle füllen wir mit links und errichtete vorsorglich ganze Stapel von Reservestühlen. Nur so für den Fall dass…. Er hatte recht. Der Fall traf ein. Nach 150 Besuchern hörte man auf zu zählen. Man hatte wichtigeres zu tun. Beamer und Mikrophone einstellen Beleuchtung abdunkeln, Heizung drosseln usw.

Der Vortrag des Gigaherz-Präsidenten kann hier als PDF abgerufen werden.



Nach 55 Minuten Vortrag gab es 10 Minuten Pause und anschliessend eine ausgedehnte Frage- und Diskussionsrunde aus welcher hier nur ein kurzer aber prägnanter Auszug wiedergegeben ist.



Gemeindepräsident: „Wenn die Gemeinde ihr Werkhofareal im Ortszentrum nicht freiwillig zur Verfügung stellt, wird sie enteignet.“

Gigaherz-Präsi: „Woher haben sie diesen Unsinn, eine Enteignung zum Aufstellen von Mobilfunkmasten hat es bisher noch nirgends gegeben, Mobilfunk gehört nicht zur Grundversorgung und ist vom Enteignungsrecht ausgeschlossen. Ein Enteignungsverfahren bis vor Bundesgericht würde zudem 8-10 Jahre dauern und alle Kosten müssten vom Enteigner bezahlt werden. Wir von Gigaherz kennen das vom Bau von Hochspannungsleitungen her bestens.

Gemeindepräsident: „Das habe ich von dem, der da neben mir sitzt, einem Vertreter der Firma Sunrise.“

Sunrise Vertreter: „Hört liebe Leute, wenn euch die Antenne im Dorfzentrum nicht passt, bauen wir halt 4 in den Aussenquartieren, da könnt ihr jetzt ganz machen wie ihr wollt.“



Also ich wollte hier eigentlich nichts sagen….

Da kommt plötzlich ein gestandener Mann nach vorne, der Zorn  steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Also ich wollte hier eigentlich nichts sagen. Aber mir reicht es jetzt. Erpressen lassen wir uns nicht. Ich bin übrigens der Schularzt hier in Ins. Und die 2 Minuten Redezeit, die uns der Moderator zugestanden hat, damit möglichst viele Fragesteller zu Wort kommen, reichen mir nicht. Ich muss euch nämlich sagen, dass der Herr Jakob vom Gigaherz euch noch lange nicht alles über Gesundheitsschäden durch Handystrahlung gesagt hat.“  Dann folgt ein Vortrag über seine eigene Praxis-Erfahrungen gemischt mit Auszügen aus den Reflex- und Rüdiger- Studien über Hirntumore und Blut-Hirnschranke, der sich gewaschen hat. Der Gigaherz-Präsident konnte nur noch vor Neid erblassen….Macht nichts, denn die Mobilfunker stehen jetzt endgültig auf verlorenem Posten, weil nun wirklich offensiv und transparent informiert wird, wie von den Bundesämtern empfohlen. Oder etwa nicht? Vielleicht haben die mit transparent und sachlich etwas ganz anderes gemeint?

Mitteilung auf der Internetseite der Antennengegner INS http://www.antenne-ins.ch vom 28.3.2010

Die Mobilfunkanlage kommt nicht!

An der Gemeindeversammlung vom 26.03.2010 teilte der Gemeindepräsident, Urs Hunziker, den Anwesenden mit, dass der Gemeinderat beschlossen habe, den vorbereiteten Baurechtsvertrag für die geplante Mobilfunkantenne beim Werkhof Ins nicht zu unterschreiben. Demzufolge kann der Regierungsstatthalter keine Baubewilligung erteilen.

 

Danke!

Wir möchten uns beim Gemeinderat bedanken, dass er den Baurechtsvertrag nicht unterschreiben wird! Die Rede von Reto Saluz, die er an der Gemeindeversammlung vom 26.03.2010 gehalten hat, ist hier nun online verfügbar. Wir möchten uns natürlich auch bei allen Helferinnen und Helfern bedanken. Ohne diese tatkräftige Unterstützung wäre der Bau einer solchen Mobilfunkanlage nicht zu verhindern gewesen.

 

Unterschriftensammlung

Die Unterschriftensammlung gegen den Bau der Mobilfunkanlage ist beendet. Es wurden 1087 Unterschriften gesammelt. Die Unterschriftenbögen wurden dem Gemeinderat anlässlich der Gemeindeversammlung vom 26. März 2010 übergeben.  Ender der Mitteilung.

Kommentar Gigaherz:

Und wie steht es jetzt mit der angedrohten Enteignung, liebe Gemeinderäte? Also doch nichts gewesen?

Im Ernst: Bei 2000 Stimmberechtigten der Gemeinde Ins konnte der Gemeinderat 1087 Gegner (Unterschriften) einfach nicht ignorieren. Das hätte zu einem Riesendesaster anlässlich der nächsten Wahlen geführt.

Widerstand rasant gewachsen

Wie sich der Widerstand gegen den Antennen-Wildwuchs in INS im Verlaufe der letzten 10 Jahr entwickelte:

2001 gab es nur eine einzige Einsprache gegen ein Antennenprojekt

2005 waren es 168 Betroffene die rebellierten und

2010 stieg die Zahl der Unterschriften auf 1068. Das heisst auf mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten in der Gemeinde.

Die Frage sie erlaubt, wie die Verfasser des Leitfadens „Planung von Mobilfunknetzen in Gemeinden“ dieses Resultat werten wollen. Etwa nach dem Motto: „Auch der Holzweg ist für uns ein Weg.“ Und wie steht es mit der Behauptung der Mobilfunk-Lobbyisten, der Widerstand der Bürgerinitiativen sei am abserbeln?



Sehr erfreulich:

Die Initiantin des denkwürdigen Info-Abends vom 16. März, Frau Silvia L, die sich lediglich als Listenfüllerin geglaubt hatte, wurde auf Anhieb neu als Vertreterin der Grünen Biel-Seeland in den grossen Rat des Kantons Bern gewählt. So Tausend Stimmen mehr oder weniger sind da schon entscheidend. Liebe Silvia, wir gratulieren herzlich! Das wird nicht der letzte Strauss gewesen sein, den wir gemeinsam gegen die Mobilfunklobby ausgefochten hoben.

Auch ein Thema in Ins war die Petition weniger Funkstrahlung der schweizerischen Bürgerinitiativen. Sehen Sie dazu unter https://www.gigaherz.ch/1555 Bitte helfen Sie mit. Es lohnt sich!

Von Hans-U. Jakob

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