Interphone-Studie: Das Verwirrspiel der Mobilfunklobby
Dieses kam hauptsächlich deshalb zustande, weil sich unter den beteiligten Forschergruppen zwei Lager bildeten, die sich lange nicht auf ein gemeinsames Ergebnis einigen konnten.
Petitionskomitee für weniger Funkstrahlung.ch
http://www.funkstrahlung.ch
St. Gallen, 31. Mai 2010
Verzögerung
Mit rund fünfjähriger Verzögerung wurden am 17. Mai 2010 endlich die ersten Gesamtergebnisse der in 13 Ländern durchgeführten Interphone-Studie online veröffentlicht. Die internationale Krebsagentur (IARC) in Lyon hat die Studie koordiniert und finanziert haben die Mobilfunkindustrie, die Europäische Union und andere Quellen. Im Rahmen dieser mit insgesamt 19 Millionen Euro finanzierten Studie sollte herausgefunden werden, ob ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Auftreten verschiedener Arten von Hirntumoren und dem Gebrauch von Handys besteht. Es wurden zu diesem Zweck rund 14‘000 Personen befragt.
Schlamperei
Die grosse Verzögerung kam hauptsächlich deshalb zustande, weil sich unter den beteiligten Forschergruppen zwei Lager bildeten, die sich lange nicht auf ein gemeinsames Ergebnis einigen konnten. Das wissenschaftliche Ergebnis ist deshalb interessenpolitischer Natur und entsprechend schwammig ausgefallen. Für die 19 Millionen Euro wurde praktisch nichts herausgefunden, was für besorgte Handy-Nutzer von Bedeutung ist. Die beteiligten Forscher räumen schlussendlich selber ein, dass aufgrund methodischer Mängel und Verzerrungen keine klare Aussage darüber möglich sei, ob Handy-Strahlung nun für die Zunahme von Hirntumoren ursächlich sei oder nicht. Im Widerspruch zu ihrem Ergebnis warnen die beteiligten Forscher aufgrund der erhobenen Daten aber vor Langzeitrisiken und besonderen Gefahren für Kinder. Weitere Forschungsarbeit sei deshalb notwendig.
Vorerst wurden nur die Ergebnisse für Hirngewebstumore und Hirnhauttumore präsentiert. Die Ergebnisse zu Gehörnervtumoren und Ohrspeicheldrüsentumoren sollen erst viel später folgen.
Vertuschung
Das Verwirrspiel um die Interphone-Studie gleicht einem Negativbeispiel aus dem Lehrbuch. Es wurden derart viele und vor allem banale methodische Fehler im Rahmen der empirischen Forschungsarbeiten gemacht, dass man an keinen Zufall glauben mag. Der kurze Text mit den Schlussfolgerungen scheint vordergründig Entwarnung zu geben. Trotz dieser Mängel geht aus dem Datenmaterial, das in den Anhängen zur Studie versteckt wurde, klar ein erhöhtes Risiko für Langzeitnutzer hervor. Der Mobilfunklobby ist es offensichtlich bereits vor rund zehn Jahren gelungen, das Studiendesign so anzulegen, dass kaum ein für sie kritisches Ergebnis zu erwarten war. Nachdem es für die Mobilfunkindustrie immer schwieriger wird, die gesundheitlichen Risiken der Handy-Strahlung zu leugnen, versucht sie nun in einem taktischen Schachzug möglichst viel Verwirrung zu stiften. Das vorliegende Ergebnis von Interphone gleicht denn auch einer Rauchbombe, die vom Wesentlichen ablenken soll.
Ablenkung
Was genau ist das Wesentliche? Bei der Interphone-Studie handelt es sich um eine epidemiologische Arbeit, das heisst, es wurden statistische Zusammenhänge aufgrund von Befragungen erforscht. Epidemiologische Studien dienen vor allem der Bildung von Hypothesen für weitere, vertiefte Forschung. Aussagekräftiger ist eine möglichst grosse Zahl gut dokumentierter Einzelfälle. Bezüglich „Handy-Nutzung und Hirntumoren“ liegen bereits Gerichtsentscheide aus mehreren Ländern vor, die einen Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und gesundheitlicher Schädigung bestätigen. Der jüngste Fall stammt aus Brescia, wo das Gericht dem Betroffenen attestierte, dass der Tumor in seinem Kopf vom vielen beruflichen Telefonieren mit dem Handy verursacht wurde und ihm deshalb eine Invalidenrente zustehe. Gleichzeitig verschickt die Swisscom Prospekte an ihre Kunden, in denen sie zur Vorsorge bei der Handy-Nutzung mahnt.
Das heute insgesamt vorliegende Hinweismaterial aus Studien, Praxiserfahrungen und Gerichtsentscheiden im Zusammenhang mit Mobilfunkstrahlung mahnt zu ernsthafter Vorsorge. Es empfiehlt sich deshalb, den eigenen Handy-Gebrauch zu reduzieren und insbesondere Kinder nur in wirklich dringenden Fällen der Funkstrahlung auszusetzen.
Weitere Informationen zu Interphone unter:
/die-interphone-studie-eine-studie-mit-krassen-maengeln/
/vorsicht-blindgaenger-/
/keine-klarheit-ueber-das-hirntumorrisiko/
/interphone-erste-erschreckende-ergebnisse/
Und wer es ganz haargenau haben möchte, siehe unter
http://www.diagnose-funk.org/downloads/df_brennpunkt_interphone.pdf
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