Längenberger Retourkutsche für die BKW
Längenberger Retourkutsche für die BKW
Die Bernischen Kraftwerke AG (BKW) bauen auf dem Längenberg (BE) nicht nur eine neue Hochspannungs-Freileitung, sondern vorgängig gleich auch noch ein gigantisches Lügengebilde.
Die BKW weigern sich konsequent, an öffentlichen Diskussionen mit umwelt- und verantwortungsbewussten Fachleuten die anstehenden Probleme zu diskutieren. Sie missbrauchen lieber ihre Machposition und bedienen sich hinterrücks der Medien (Presse und Radio), um die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Gleichzeitig versuchen sie mit einem beschämenden Intrigenspiel, die lokalen Behörden in „Einzelabschlachtungen“ gegen die eigene Bevölkerung aufzubringen.
Hans-U. Jakob, 21.2.04
Gasisolierte Hochspannungsleitungen können wie ARA-Leitungen, direkt im Erdreich eingegraben werden. Der elektrische Leiter verläuft in einem Metallrohr mit 10mm Wandstärke. Der Zwischenraum zwischen Leiter und Metallmantel ist mit Isoliergas gefüllt.
Der Hersteller Siemens schreibt dazu Folgendes: „Höchste Personen- und Betriebssicherheit, eine extrem lange Lebensdauer, tiefste elektromagnetische Strahlungswerte, geringste Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie tiefste Verlustleistungen machen dieses Hochspannungs-Übertragungssystem zur effektiven und umweltverträglichen Alternative.“
Die BKW möchten jedoch unter allen Umständen mit einer Freileitung mit bis zu 80m hohen Masten, eine vom Bund geschützte Landschaft durchqueren und dabei die Gesundheit der Bewohner von über 50 Einzelhöfen aufs Spiel setzen. Dazu benützen Sie ein beträchtliches Instrumentarium von Lügen und Verdrehungen.
BKW-Lüge Nr. 1
Die Erdverlegung von Hochspannungsleitungen ist 10 mal teurer als eine Freileitung.
Die Wahrheit:
Siemens gibt in ihrer technischen Dokumentation über gasisolierte Bodenkabel (GIL) den Preisunterschied mit 1 zu 0.25 an. Das heisst 4mal und nicht 10mal teurer.
Rechnet man noch die möglichen Rabatte, wenn man gleich die ganze Strecke von 30 km, statt nur einzelne Abschnitte in den Boden verlegt, kann man locker von Faktor 3 statt 10 reden.
Bei nur 4 statt statt etwa 12 Übergängen Boden/Luft lassen sich schlankweg wiederum etliche Millionen sparen. Gar nicht zu reden davon, wenn man noch eine Konkurrenzofferte in den USA oder in Schweden einholen würde. Die Preise würden nur so purzeln.
Kommen noch folgende Fakten dazu. Gasisolierte Leitungen(GIL) transportieren wesentlich höhere Ströme als Freileitungen. Also könnte man statt 2-Dreileitersystemen à 1500 Ampère, wie in der Längenberg-Freileitung vorgesehen, ein einziges Dreileitersystem à 3000 Ampère in den Boden verlegen. Siemens gibt in ihrer technischen Dokumentation Bemessungs-Ströme von 6300 Ampère an, also mehr als das Doppelte dessen, was die BKW-Freileitung auf 2 Strängen schafft.
Und nicht zuletzt noch das: Die Transportverluste, die mit einer GIL-Leitung während einer Zeitdauer von 50 Jahren eingespart werden könnten, schlecken weitere Mehrkosten nur so weg.
BKW-Lüge Nr. 2:
Unsere Gegner haben von Siemens eine klare Offerte von 9 Mio Franken pro km ohne Tiefbauten erhalten. Und das ist ganz klar 10 mal teurer.
Die Wahrheit:
Ein Siemens Verkaufs-Manager dazu am Telefon: „Die BKW ist unser grösster Schweizer Kunde und wenn es dieser von uns verlangt, haben wir gar keine andere Wahl, als euch eine Proforma-Offerte zu machen, die nicht unserer technischen Dokumentation entspricht, sondern 10 mal teurer ausfällt, sonst können wir die BKW als Kunde abschreiben.“
Auch hier gilt: Konkurrenzofferten einholen, dann verschwindet nämlich die „Söihäfeli-Söitechelipolitik“ von alleine.
BKW-Lüge Nr. 3:
Eine erdverlegte Hochspannungsleitung erzeugt genau die gleichen Magnetfelder wie eine Freileitung.
Die Wahrheit:
Es scheint, dass die BKW über keine Ingenieure verfügen, die im Stande sind, die Grafiken in den Dokumentationen der Hersteller von GIL-Leitungen zu lesen und zu interpretieren.
Hier kommt ganz klar zum Ausdruck, dass erdverlegte GIL-Leitungen 10 mal kleinere Magnetfelder erzeugen als Freileitungen. Diese 10 mal kleineren Felder resultieren aus der Blech-Ummantelung eines GIL-Leiters und aus der wesentlich kleineren Distanz der 3 Leiter unter sich. Mit diesen 10 mal tieferen Magnetfeldern können wir leben.
BKW-Lüge Nr. 4:
In Störungsfällen haben wir eine Hochspannungsleitung innert Stunden repariert. Bei Bodenkabeln dauert das Monate. Es würde Tage dauern, bis wir nur das Leck gefunden haben.
Die Wahrheit:
In erdverlegten GIL-Leitungen sind laut Herstellerangaben zahlreiche Sonden eingebaut, welche in der Schaltzentrale eventuelle Störungen auf wenige Meter genau anzeigen.
Es werden also weder Helikopter benötigt, welche die Hochspannungsleitung abfliegen, noch Fusstrupps, welche die mühsame Feinsuche vornehmen.
Es werden auch keine Hochseilakrobaten mehr benötigt, welche in schwindelerregenden Höhen Schwerstarbeit ausführen, sondern es kann gleich beim nächstliegenden Tiefbauunternehmer ein Kleinbagger auf die Unfallstelle beordert werden.
Das dauert nicht einmal im Kanton Bern mehrere Monate. Siehe Lecks in Wasserleitungen.
BKW-Lüge Nr. 5
Das in einem Störungsfall aus der GIL-Leitung austretende Gas gefährdet die Umwelt und die Menschen auf Höchste.
Die Wahrheit:
Hier wird nichts beschönigt. Das Isoliergas besteht zu 80% aus Stickstoff und zu 20% aus Schwefelhexafluorid. Der Gasdruck in der Leitung beträgt 7 Bar und wird ständig überwacht. Bei aussergewöhnlichem Druckabfall wird die Leitung sofort automatisch abgeschaltet.
Giftig ist nur das Schwefelhexafluorid. Bei einem ungewollten Austritt ist die Verdünnung mit der Umgebungsluft gross genug, um Unfälle auszuschliessen. Mit Gasmaske müssen sich nur diejenigen schützen, welche sich erstmals zu Messzwecken in den vom Bagger ausgehobenen Graben begeben. Explosionsgefahr besteht nicht.
Das Isoliergas schützt die GIL-Leitung zudem vor jeglicher Korrosion von innen heraus.
Wenn die Sache tatsächlich zu gefährlich wäre, hätte eine GIL-Leitung nicht direkt unter der Palexpo-Halle (Autosalon) in Genf verlegt werden dürfen.
BKW-Lüge Nr.6:
Die Wärmeverluste einer unterirdischen Hochspannungsleitung sind so gross, dass über und neben dem Trassee alles verdorrt.
Die Wahrheit:
Warum nicht gleich so: Wahrscheinlich werden dann auf dem Längenberg Palmen wachsen und die Bauern können gleich fertige Pommes frites statt rohe Kartoffeln ernten!
Jetzt im Ernst: Die Verlustleistung einer Hochspannungsfreileitung beträgt in der Regel 14%. Die Leiter werden dabei 40 Grad warm, auch im tiefen Winter. Damit wird tatsächlich das Vaterland geheizt.
Die Verlustleistung einer GIL-Leitung im Boden beträgt infolge des wesentlich höheren Leiterquerschnitts nur 4%. Dadurch wird nicht einmal eine Zwangskühlung erforderlich.
Es bleibt also im Erdreich bei Zimmertemperatur. Von Verdorren von Pflanzen kann nicht die Rede sein. Ebensowenig wie von Palmen und Pommes frites
Die 3.5mal tiefere Verlustleistung beschert dem BKW übrigens ungeahnte Millioneneinnahmen.
Das Vorgehen der BKW lässt darauf schliessen, dass man dort aus dem Debakel mit dem Kurzwellensender Schwarzenburg nicht das Geringste gelernt hat. Die Bevölkerung und die Opposition auf dem Längenberg wird wiederum für dumm und hilflos angesehen und nach Noten verschaukelt, Umweltverträglichkeitsberichte werden gefälscht und technisch-physikalischr Tatsachen verdreht, dass es eine wahre Freude ist.
Muss eigentlich zuerst ein Bürgerkrieg ausbrechen, bevor die Stromhändler kapieren, was die Stunde geschlagen hat?
weiterführende interne Links
Kurzinformation Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg (unter Recht oder Unrecht)
Kritik und Mängelliste an Planauflage und Umweltverträglichkeitsbericht zum Projekt 220kV-Hochspannungsleitung Wattenwil-Gasel-Mühleberg (unter Recht oder Unrecht)
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