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Eine völlig erlogene Einblendung der Krebsliga Schweiz in die Sendung Gesundheitsprechstunde auf SF-DRS1 von Samstag den 14.3.09

Hans-U. Jakob, 18.3.09

Wie kommt es dazu, dass eine so sympathische Dame in einer so interessanten Sendung solch katastrophale Falschmeldungen verbreiten darf?

Samstagabend, 14.3.09. Am Schweizer Fernsehen erklärt der weltbekannte Herzchirurg Prof. Th. Carrel 2 Typen von Herz-Lungenmaschinen, die während einer Herztransplantation oder während einer Operation am offenen Herzen, die Herz-Lungenfunktion übernehmen können. Viel Technik und Medizin werden auf einfache sympathische Weise erklärt.  Plötzlich wie ein Donnerschlag unter dem Titel „Kurz und Bündig“ eingeblendet eine „wichtige“ Meldung der Krebsliga Schweiz.

„Die Krebsliga Schweiz gibt Entwarnung, Handymasten und Hochspannungsleitungen erzeugen keinen Krebs!  Möglicherweise sind jedoch etwa 1% der Kinderleukämiefälle auf Starkstromleitungen zurückzuführen.“



Wie ist es möglich, dass Lügenpropaganda solchen Kalibers ungehindert und ungestraft über einen öffentlich-rechtlichen TV-Kanal ausgestrahlt werden kann. Die Antwort findet sich unter /in-der-sendung-puls-des-schweizer-fernsehens-darf-weiterhin-schamlos-gelogen-werden/

Am 20.2.09 hat die sogenannt unabhängige Beschwerdeinstanz UBI nämlich folgendes schwerwiegendes Urteil gefällt:

Falschmeldungen, die bei genauem Hinschauen und bei Rückfragen als solche erkannt werden könnten, stellen keine Konzessionsverletzung dar und müssen nicht korrigiert werden, wenn diese kurz genug, das heisst, unter 30 Sekunden sind.  Solche Kurzmeldungen benötigten nicht die selbe Sorgfalt wie Reportagen…….besonders dann nicht, wenn die Quelle als seriös erscheint.

In den über Umwegen von Strombaronen und Mobilfunkern gesponserten Sendungen darf demnach, was Elektromagnetische Felder betrifft , weiterhin schamlos gelogen werden.  Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass die gesprochenen Texte kürzer als 30 Sekunden sind und die Quelle auf den ersten Blick als seriös erscheint.

Und haargenau an diesen Grundsatz hat sich die Redaktion der Gesundheitsprechstunde auch gehalten.  Kürzer als 30 Sekunden und eine Quelle, welche auf den ersten Blick als seriös erscheint.

Wie serös die Krebsliga Schweiz bei genauerem Hinsehen jedoch zu betrachten ist, zeigte sich an der Krebstagung vom 12.Februar 09 in Bern. Hier hat die Krebsliga Schweiz unmissverständlich zu erkennen gegeben auf welcher Seite sie steht.

Gemeinsam gegen den Krebs hiess das Motto der Tagung. Was dabei herauskam, war dann allerding gemeinsam gegen das Volk gerichtet. Einen ausführlichen Bericht zu dieser Tagung finden Sie unter /gemeinsam-gegen-den-krebs-oder-gemeinsam-gegen-das-volk/

Nun zur Sache selbst:

Wie verlogen die Entwarnung der Krebsliga Schweiz und wie fahrlässig die 1%-Angabe für Kinderleukämiefälle ist,  mögen die nachfolgenden Ausschnitte aus dem Prüfkatalog des Fachbereichs Umweltmedizin der Landessanitätsdirektion Salzburg zum Projekt einer 380 kV-Hochspannungsleitung von St.Peter am H. zum Umspannwerk Salzach Neu (Salzburgleitung) aufzeigen.  Dieser Prüfkatalog datiert vom 27. Februar 2006, zeigt auf eindrückliche Weise den heutigen Stand des Wissens zu Hochspannungsleitungen und Krebs. Der gesamte Prüfkatalog ist ein Werk von 185 Seiten A4 und würde den Umfang dieser Webseite sprengen.

Deshalb stehen hier nur 5 ungekürzte, wortwörtlich wiedergegebene, interessante Ausschnitte.

Ausschnitt 1: Von der kalifornischen Gesundheitsbehörde (California Department of Health) wurde im Zeitraum 1993 bis 2002 unter dem Titel “California EMF-Program” eine Evaluierung der möglichen Risiken durch elektrische und magnetische Felder bei Stromleitungen, Hausinstallationen, Elektroarbeitsplätzen und -geräten durchgeführt (CDH 2002).

Der im Herbst 2002 veröffentlichte Endbericht listet umfassende wissenschaftliche Daten zu gesundheitlichen Wirkungen auf und führt eine Risikoabschätzung durch. Dieser Bericht zählt zu den derzeit aktuellsten Risikoabschätzungen über den Zusammenhang zwischen niederfrequenten magnetischen Wechselfeldern und Gesundheit. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Bewertung des California Department of Health (DHS).

Ausschnitt 2: Der Erkrankungsgipfel der akuten lymphatischen Leukämie liegt im Kindesalter bei zwei bis vier Jahren. Dieser Umstand wird als „Childhood Leukemia Peak“ bezeichnet und hat sich erst im Laufe des letzten Jahrhunderts herausentwickelt. Dies wurde von (Court Brown und Doll 1961 zit. in Milham und Ossiander 2001) wie folgt berichtet: “„ … a new leukemogenic agent …”, had been introduced first into Britain in about 1920, and later into the United States and other countries.” Diese Aussage basierte auf der bedeutenden Beobachtung eines Anstiegs der Leukämiesterblichkeit bei den unter Zehnjährigen in den etwa 50 Jahren seit 1911 um 4,5% im Mittel pro Jahr. Eine Analyse über den Zusammenhang der Leukämiesterblichkeit in der Altersgruppe der 2-4jährigen zeigte einen signifikanten Zusammenhang mit dem Elektrifizierungsgrad der untersuchten Population in den USA (Milham und Ossiander 2001)

Die Autoren kommen in der Publikation zu dem Schluss, dass der „childhood leukemia peak“ der Elektrifizierung zuzuordnen ist und 75% der akuten lymphatischen Leukämien vermeidbar wären.

Ausschnitt 3: Die wahre Risikoabschätzung

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Verteilung der Risikoschätzer als odds ratio (OR) Dabei bedeutet ein OR über 1,0 ein erhöhtes Risiko, ein OR<1.0 ein erniedrigtes Risiko. ZB entspricht ein OR von 1,6 einem um den Faktor 1,6 oder 60% erhöhten Risiko. Es ist aus dieser Abbildung klar ersichtlich, dass die überwiegende Mehrheit der ORs über 1,0 liegt. Die Auswertung zeigt auch die weiten Konfidenzintervalle bei vielen, aber nicht bei allen Studien, die die Zahl 1 einschließen.

Ausschnitt 4: Die Auswertung einer Fall-Kontroll-Studie zu kindlichen Leukämien (Michaelis et al.1997a) (n=129/328) für Kinder im Alter < 14 Jahre ergab für die Auswertung mit einem cut-point von 0,2µT(200nT)(200nT) (ermittelt als Medianwert des magnetischen Wechselfeldes über Nacht im Kinderzimmer) ein OR 3,9 (0,9-16,9). Zusätzlich wurden die odds ratios in 0,01µT(10nT)(10nT Schritten für den Median des 24 Stundenwertes im Kinderzimmer von 0,05(50nT) bis 0,25µT (250nT) (250nT) ermittelt.

Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass bei Werten ab 0,1µT(100nT)(100nT) ein Anstieg des Risikos beobachtet werden kann.Dazu wird bemerkt, dass diese Auswertung nicht mit einer Expositions-Wirkungs-Kurve, die sich etwa durch Kontrastierung z.B. mit Quartilen ergäbe, verglichen werden darf. Daten zum 25er Perzentil sind in der Publikation nicht angeführt, jedoch beträgt der 24-Stunden Median (50er Perzentil) 0,025µT (25nT)! Eine derartige Kontrastierung wurde nicht vorgenommen, obwohl diese Art der statistischen Auswertung die Methode der Wahl ist. Die cut-point Methode ist eine Zweiteilung und führt zu einer Unterschätzung und Verwischung des tatsächlichen Risikoschätzers.

 

Ausschnitt 5: In einer Übersichtsarbeit zur Rolle von Umwelteinflüssen bei der Entstehung von Leukämien im Kindesalter (Schüz 2002) fasst der Autor die Ergebnisse der in mehreren Journalen publizierte Ergebnisse in der nachfolgenden Tabelle zusammen. Dabei wird deutlich, dass die höchste odds ratio mit OR 3,6 (1,5-8,8) mit einer Pestizidexposition der Mutter während der Schwangerschaft verbunden ist, gefolgt von der Exposition gegenüber magnetischen Feldern während der Nacht = 0,2µT(200nT) OR 2,8 (1,4-5,5).

…….und so funktioniert die Schweizer Geldwaschmaschine

Strombarone und Mobilfunker sponsern die Forschungsstiftung Mobilkommunikation FMK. Besser bekannt unter dem Namen Institut Dürrenberger.

Weil der FMK unterdessen wegen ihrer Industrieabhängigkeit niemand mehr etwas glaubt, sponsert die FMK jetzt die Krebsliga mit den Geldern der Strombarone und der Mobilfunker.

Die bisher unverdächtige Krebsliga sponsert Gesundheitssendungen in TV und Radio und den Printmedien, weil Lügen profitabler als Forschen ist.

Wir sitzen nicht im falschen Film.  Das ist nicht nur wie in einem Krimi. Das ist ein Krimi.

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