Offene Fragen zur TNO-Replikation – Die Antworten der Projektpartner
Offene Fragen zur TNO-Replikation ??? Die Antworten der Projektpartner
Zürich, den 28. Januar 05
Sehr geehrter Herr Jakob
Sehr geehrte Frau Gaigg
Sehr geehrte Vorstandsmitglieder
Wir bedanken uns für Ihren offenen Brief und möchten im Folgenden auf die einzelnen Punkte eingehen. Zuerst möchten wir Sie aber darauf hinweisen, dass die TNO-Replikationsstudie von drei Projektpartnern gemeinsam durchgeführt wird:
* PD Dr. Peter Achermann, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Zürich
* Dr. Martin Röösli, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität Bern
* Prof. Niels Kuster, IT???IS, Zürich.
Allgemeine Informationen zum Projekt, sowie zu dessen Finanzierung, finden Sie auf der Webseite der Schweizerischen Forschungsstiftung für Mobilkommunikation (www.mobile-research.ethz.ch).
Finanzierung der Studie: 60% sind durch die öffentliche Hand finanziert (BAG, BAKOM, BUWAL, sowie die holländischen Ministerien für Wirtschaft EZ, Gesundheit VWS, Planung VROM, und Soziales SZW), 40% durch die Anbieter (Swisscom Mobile, Orange und Sunrise). Auftraggeber der Replikationsstudie ist die Forschungsstiftung Mobilkommunikation mit Sitz an der ETH, welche auch unsere Unabhängigkeit gegenüber den Geldgebern gewährleistet. Wir halten hier deutlich fest, dass das Studiendesign nicht von den Geldgebern vorgegeben oder in irgendeiner Weise mitbestimmt wurde. Des weiteren ist mit der Forschungsstiftung vertraglich vereinbart, dass die Forschungsstiftung sowie die Geldgeber erst über die Resultate der Studie informiert werden, wenn ein entsprechender Artikel von einer Fachzeitschrift geprüft („Peer-Review Process???) und zur Publikation angenommen worden ist. Zu diesem Zeitpunkt ist keine Einflussnahme auf die Resultate im Speziellen und deren Veröffentlichung im Allgemeinen mehr möglich.
Gesunde elektrosensible Personen: Viele der elektrosensiblen Personen, die wir rekrutiert haben, bezeichnen ihren Gesundheitszustand im Allgemeinen als gut und versuchen
Gesundheitsbeschwerden zu vermeiden, indem sie z.B. auf DECT Telefone verzichten, oder
das Natel nur für Notfälle brauchen. Wir schliessen aber Personen, die nicht gesund sind, nicht
a priori aus. Ausschlusskriterien sind Polymorbidität (mehrere chronische Krankheiten
zusammen), und regelmässige Einnahme von zentralnervös wirkenden Medikamenten, da
diese sowohl das Wohlbefinden, wie auch kognitive Funktionen beeinträchtigen können. Wir
fragen also einerseits nach der Gesundheit, um Personen gemäss obigen Kriterien
ausschliessen zu können, andererseits, um einzelne Krankheitsbilder festzuhalten, damit sie in
der Auswertung der Daten berücksichtigt werden können. Selbstverständlich ist die Teilnahme
an der Studie freiwillig und die Versuchspersonen können den Versuch jederzeit abbrechen.
Feldstärke von 10V/m: Dieselbe UMTS Feldbedingung wie in der TNO-Studie (1 V/m) wird mit einem identischen Expositionsaufbau repliziert. Zusätzlich wird eine Feldstärke von 10 V/m
angewendet, um eine Dosis-Wirkungs-Beziehung ermitteln zu können. Dieser Wert liegt zwar
über dem Grenzwert für eine einzelne Anlage an Orten mit empfindlicher Nutzung (6.1V/m),
aber immer noch 6-fach unterhalb des Immissionsgrenzwertes (61 V/m). Vom Gesetz her wäre
also eine Feldstärke von 10 V/m durchaus erlaubt, wenn die Emissionen von mehreren
Anlagen an einem Ort zusammentreffen. Es ist auch zu beachten, dass die Exposition
unmittelbar um ein UMTS-Handy noch um ein vielfaches höher ist. Zudem ist die Exposition
einmalig auf 45 Minuten beschränkt. Da es uns in erster Linie darum geht, einen biologischen
Effekt zu untersuchen, haben wir eine etwas höhere Feldstärke gewählt, da dies die
Wahrscheinlichkeit erhöht, einen Effekt zu entdecken. Es gibt keine wissenschaftlich
begründeten Hinweise, dass eine einmalige 45 minütige Exposition gegenüber 10 V/m
langfristige gesundheitliche Folgen auslösen könnte. Das BAG hat eine Feldstärke von 10V/m
über einen begrenzten Zeitraum von 45 Minuten als unbedenklich eingestuft; die Studie wurde
von der Ethikkommission des Kantons Zürich gutgeheissen.
Kontaktieren von älteren Versuchspersonen: Personen über 60 Jahre wurden kontaktiert, da wir über deren Alter nur ungenau oder nicht informiert waren. Eine Altersgrenze von 60 Jahren wurde festgelegt, da im Alter viele Beschwerden gehäuft vorkommen (Bluthochdruck, Diabetes etc.). Eine zu grosse Streuung der Daten beeinträchtigt die Aussagekraft der Studie. Eine separate Untersuchung mit älteren Jahrgängen wäre sicher interessant, liegt aber ausserhalb der Reichweite dieser Studie.
Grenzwerte im UMTS-Bereich: Die Vermutung, dass unsere Ergebnisse dazu dienen sollen, die Grenzwerte im UMTS-Bereich zu erhöhen, weisen wir mit aller Deutlichkeit zurück. Wie bereits erwähnt, geht es uns nicht um eine Untersuchung bestehender Grenzwerte, sondern um das Erfassen einer allfälligen biologischen Wirkung sowie das Erstellen einer Dosis-
Wirkungs-Beziehung.
ForumMobil: ForumMobil ist eine interessensgebundene Plattform, von der wir unabhängig sind.
Prof. Reinhold Berz: Unseres Wissens wurde die Broschüre „Frequentia“ vom November 2004 von den Herren Jörg Reissenweber, Andreas Wojtysiak und Eduard David verfasst, und nicht von Prof. Berz. Es besteht weder mit den Verfassern der Broschüre noch mit Prof. Berz eine Zusammenarbeit. Selbstverständlich distanzieren wir uns klar von jeder Aussage, die elektrosensible Personen als psychisch krank, geistesgestört oder gar schizophren erklärt. Eine solche Aussage wird in der genannten Broschüre allerdings nicht gemacht.
Kompromittierende Teilnahme an unserer Studie: Sie schreiben, dass elektrosensible Personen, die an unserer Studie teilnehmen wollen, mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und ihres Ansehens in ihrem Bekanntenkreis rechnen müssen. Wir teilen diese Einschätzung in keiner Weise. Wir werden allen Versuchspersonen höchsten Respekt entgegenbringen und die Untersuchung unabhängig, vorurteilslos und objektiv durchführen. Des weiteren weisen wir darauf hin, dass alle Angaben zur Person der Teilnehmer oder Teilnehmerinnen selbstverständlich dem Datenschutz unterliegen und nicht veröffentlicht werden.
Heisser Tipp: Wir würden uns sehr freuen, wenn Herr Bundesrat Leuenberger bei unserer Studie mitwirken würde. Aber auch bezüglich Herrn Leuenberger halten wir uns an die
Datenschutzbestimmungen und äussern uns nicht dazu, ob er teilnehmen wird oder nicht.
Wir hoffen, dass wir mit diesen Ausführungen einige von Ihnen aufgeworfenen Fragen klären
konnten.
Sie haben Ihren offenen Brief auf Gigaherz.ch veröffentlicht. Wir bitten Sie, unsere Antwort
ebenfalls zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüssen
PD Dr. Peter Achermann – Dr. Martin Röösli – Prof. Niels Kuster
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Gigaherz-interner Link zur Vorgeschichte
ForumMobil propagiert Endlösung für Elektrosensible (unter Gesundheit und Leben)
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