Pressemitteilung der IG-UHWM
Da wo die Schweiz am schönsten ist, wollen die Bernischen Kraftwerke AG ihre Hochspannungsleitung von Wattenwil nach Mühleberg ganz massiv verstärken. Im Bild ein bestehender „bescheidener“ Mast oberhalb der Gutenbrünnenfluh. Die Neuen werden zwischen und 50 und 88m, das heisst doppelt so hoch wie die bestehenden. Und die neue Leitung soll eine 10mal höhere Transportkapiztät aufweisen. Dadurch entstehen immense Magnetfelder, welche die Gesundheit der Anwohner gefährden.
Bild IG-UHWM
Stellungnahme der Interessengemeinschaft Umweltfreundliche Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg zu den Pressemitteilungen der BKW vom August 2006, sowie zu den Zeitungsartikeln vom 24. August 2006 in Bund und BZ.
Publiziert bei Gigaherz am 1.10.06
Am 22. September 06 ist die Einsprachefrist zur zweiten Projektänderung an den Plänen der BKW zum Bau einer neuen Hochspannungsleitung zwischen Wattenwil und Mühleberg abgelaufen.
Im Jahr 2004 wurde das Projekt als Strecke Wattenwil-Mühleberg erstmals ausgeschrieben. Es wurden damals über 300 Einsprachen von betroffenen Anwohnern und von 10 Gemeinden entlang der Strecke beim eidg. Starkstrominspektorat ( ESTI ) eingereicht.
Kurz darauf wurde die Interessengemeinschaft Umweltfreundliche Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg gegründet. Diese setzt sich für Alternativen zur Freileitung ein.
Hochspannungs-Freileitungen schädigen die Gesundheit der Bevölkerung und die Landschaft. Es gibt heute moderne Technologien, die es ermöglich auch Hochspannungsleitungen in den Boden zu verlegen, zum Beispiel gasisolierte Leitungen (GIL). Es gibt weltweit bereits mehrere solche Leitungen, es handelt sich aber um kurze Strecken. Die erste und bisher einzige solche Leitung in der Schweiz wurde 1991 unter dem Palexpo in Genf gebaut.
Die Bernischen Kraftwerke AG.- (BKW) möchte zwischen Wattenwil und Mühleberg keine solche Leitung bauen, weil sie teurer käme als eine Freileitung und es bisher noch keine so lange GIL-Leitung gibt.
Die IG setzt sich für eine unabhängige Machbarkeitsstudie für eine solche GIL ein.
Die Standpunkte der BKW und der IG sind somit sehr verschieden. Bis vor kurzem gab es noch keinen direkten Kontakt zwischen den zwei Parteien. Obwohl die IG schon von Anfang an BKW–Vertreter zu einer öffentlichen Veranstaltung einladen wollte, verzichtete die BKW bisher darauf, die Betroffenen direkt zu informieren. Sie informierte zwar die Gemeindebehörden, nicht aber an Gemeindeversammlungen. Grundstückbesitzer, die einen Mast oder Leitungen auf ihrem Land haben, wurden orientiert, nicht aber die anderen Anwohner.
Es freut uns, dass die BKW ihre Informationspolitik jetzt geändert hat. Vor zwei Wochen haben sich Vertreter der IG und der BKW zum ersten Mal zu einem gemeinsamen Gespräch getroffen, was von beiden Seiten sehr begrüsst wurde. In einer gemeinsamen Presseerklärung wurde darüber orientiert. Es sollen auch weitere Gespräche folgen.
Die BKW hatte kurz davor eine Pressemitteilung zum Thema veröffentlicht, und im Bund und in der BZ waren am 24. August dazu zwei Artikel zu lesen.
Die IG möchte zu einigen der darin aufgeführten Punkten Stellung nehmen:
Obwohl das Projekt im Jahr 2004 als Teilstrecke Wattenwil-Gasel-Mühleberg ausgeschrieben wurde, hat die BKW im Januar 2005 ein Gesuch um Aufteilung der Strecke in zwei Teilstrecken gestellt. Bisher wurde diesbezüglich noch kein Entscheid veröffentlicht. Die IG ist mit dieser Aufteilung nicht einverstanden, weil dadurch ein Präjudiz geschaffen würde.
Die BKW begründet die Aufteilung mit technischen Argumenten. Die beiden Teilstücke könnten nicht gleichzeitig gebaut werden. Das ist aber kein Grund, das Projekt zu halbieren. Bauen lässt sich das Vorhaben auch dann in zwei Abschnitten, wenn das Ganze genehmigt ist.
Im Juli 2006 wurde eine erste Projektänderung mit Neuerungen an drei kurzen Teilstrecken in den Regionen Wattenwil, Riggisberg und Oberbalm aufgelegt. Es wurden wiederum viele Einsprachen dagegen eingereicht. Bei der Akteneinsicht entdeckten IG-Mitglieder verschiedene Fehler im Umweltverträglichkeitsbericht.
Wegen den fehlerhaften Angaben der Masthöhen machte die BKW im Gebiet Riggisberg eine neue Planauflage. Im Wald unterhalb der Abeggstiftung sind in den neuen Plänen jetzt andere Masten vorgesehen, die den Wald weniger überragen als die vorher geplanten, dafür muss aber mehr Wald gerodet und niedergehalten werden, was das Landschaftsbild ebenfalls stören wird.
Obwohl von der IG im Gebiet Oberbalm dieselben Fehler kritisiert wurden, hat es dort bisher noch keine neue Planauflage gegeben. Wir haben die BKW noch einmal auf diesen Tatbestand hingewiesen. Solche Fehler sollten nicht einfach übersehen werden.
Die BKW betonte laut dem Zeitungsartikel im Bund, dass die neue Leitung ausser in einem Fall (bei Niederwangen) überall weiter entfernt von Wohngebäuden verlaufe als bisher. Gerade bei Rümligen verlaufe die neue Leitung weiter oben, das heisst weiter weg vom Dorf.
Aber, weiter oben bedeutet, näher an Einzelhöfen, die bisher überhaupt nicht von der Leitung betroffen waren. Zum Beispiel in der Weiermatt, einem bisher von der Leitung völlig unberührten Gebiet, wird die Leitung neu 56 Meter neben Wohnhäusern stehen.
Besonders schlimm ist in diesem Fall noch, das dieses Gebiet eigentlich zu einem BLN-Gebiet gehört. BLN-Gebiete sind im Bundesinventar schützenswerter Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung erfasst und hier dürfte eigentlich überhaupt nicht neu gebaut werden!
Da über die GIL-Technik offenbar noch zu wenig bekannt ist, hier einige Facts:
Das Isoliergas Schwefelhexafluorid (N2SF6), das für GIL-Leitungen verwendet wird, sei ein Treibhausgas, geben die BKW-Vertreter zu bedenken, und wirke in der Atmosphäre 24000 mal mehr als CO2.
Nicht erwähnt wird dabei, dass CO2 zu 60% für den Treibhauseffekt verantwortlich ist, und der Anteil an SF6 am Treibhauseffekt nur 0.06% beträgt!
Die heutigen GIL-Leitungen (2.Generation) wurden kontinuierlich optimiert, u.a. durch Verwendung eines Mischgases, Stickstoff (N2) und SF6.
Das Isoliergas der modernen GIL Leitungen besteht nicht mehr wie früher aus 100% SF6, sondern ist eine Mischung aus >80% Stickstoff und <20% SF6, d.h. es besteht zu weniger als einem Fünftel aus SF6.
N2SF6 ist ungiftig, unbrennbar (keine Explosionsgefahr), ist schwerer als Luft und steigt nicht von selbst in die obere Atmosphäre. N2SF6 ist in der Schweiz für die Anwendung in der Starkstromtechnik zugelassen, jedoch nicht für andere Verwendungen. N2SF6 wird in der Starkstromtechnik für Schaltanlagen verwendet. Die BKW selbst hat vor kurzem mit dem Bau eines Schalthauses 132kV in Mühleberg, isoliert mit N2SF6, begonnen. GIL-Leitungen sind alle 120 Meter geschottet und zusätzlich mit Drucksonden überwacht. Es besteht keine Gefahr, dass N2SF6 in die obere Atmosphäre gelangt.
Zusätzlich ist zu erwähnen, dass auch Hochspannungs-Freileitungen Ozon produzieren. Das schweizerische Hochspannungsnetz produziert mehrere hundert Tonnen Ozon pro Jahr. Vor 20 Jahren waren waren es bereits 315 Tonnen Ozon jährlich ( Dütsch 1986).
Eine GIL-Leitung ist wesentlich betriebsicherer als eine Freileitung (Sturmschäden, Eisbehang, Kurzschlüsse, Bruch von Isolatoren ,etc.). Störungen werden mittels der Drucksonden augenblicklich lokalisiert und automatisch in die Zentrale gemeldet. Bei Sturmschäden an Freileitungen kann die Suche Tage dauern und erfordert den Einsatz von Suchtrupps und Helikoptern.
50% der Kosten einer GIL-Leitung werden innerhalb von 40 Jahren bereits durch die niedrigeren Energietransportverluste und niedrigere Unterhaltskosten einer solchen Leitung amortisiert.
Kosten: In einer kürzlich in Deutschland erstellten Studie mit Vergleichen zwischen Freileitungen und GIL-Leitungen kam man zum Schluss, dass eine GIL-Leitung nur 4.7 mal teurer wäre als eine Freileitung (Oswald-Studie 2005).
Die von der BKW in Auftrag gegebene Kostenschätzung für eine GIL-Leitung auf einer 3 km langen Strecke vom Gürbetal auf den Längenberg wurde an einer äusserst ungünstigen Stelle gemacht. Hier käme eine GIL tatsächlich teuer, da das Gelände sich dafür nicht eignet. Diese Kosten dürfen aber nicht auf die gesamte Strecke aufgerechnet werden, das es zum Beispiel gerade im unteren Teil, zwischen Gasel und Mühleberg, viel einfacher wäre, eine GIL in den Boden zu verlegen.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
Die BKW und die IG-UHWM werden noch über all diese erwähnten Punkte zu diskutieren haben.Der jetzt begonnene Dialog soll helfen Lösungen zu finden. Dieser Dialog soll auch verhindern, dass Feindbilder aufgebaut werden, oder falls doch vorhanden, helfen diese abzubauen. Die IG-Mitglieder sind nicht einfach „Stromgegner“. Die IG-UHWM hat – wie bereits der Name der Interessengemeinschaft sagt – nicht zum Ziel, das Leitungsprojekt der BKW völlig zu verhindern, sondern eine umweltverträglichere Alternative zu finden.
Etwas aus der Vorgeschichte dazu finden Sie unter
Fehler, Irrtümer oder einfach Mogeleien? Ein grosser Bericht zur Umweltverträglichkeit der Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg (unter Recht oder Unrecht )
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