Replikation der TNO-Studie – Eine Gegendarstellung
Replikation der TNO-Studie ??? Eine Gegendarstellung
Die Gegendarstellung des Studienkonsortiums zu unserem Artikel „Das lange Warten auf die Replikation der TNO-Studie “ gleicht eigentlich eher einer Bestätigung unserer Befürchtungen als einem Dementi. Wir veröffentlichen diese deshalb gerne freiwillig.
Verantwortlich für Vorspann und Kommentar Hans-U. Jakob, 23.2.06
Dass die Finanzierung der Studie „nur“ zu 40% statt zur Hälfte von den Mobilfunkbetreibern erfolgt ist, macht für uns keinen Unterschied und mag uns auf keine Weise zu beruhigen. Und das Verhalten der Forschungsstiftung Mobilkommunikation und deren Repräsentant Dr. Gregor Dürrenberger erst recht nicht.
Dr. Dürrenberger ist im Verlaufe des Jahres 2005 mehrmals in verschiedenen Gemeinden der Schweiz an öffentlichen Seminaren, Orientierungsversammlungen und Einspracheverhandlungen aufgetreten und hat dort ganz vehement die Seite der Mobilfunkbetreiber vertreten. Dies anstelle des früheren Vorzeigewissenschafters der Mobilfunkbetreiber, Prof? Dr? Reinhold Berz, der so ganz plötzlich und unerwartet in der Versenkung verschwand. Teilweise hat er dort die Interessen der Industrie, ganz wie sein Vorgänger, besser vertreten als diese selbst.
Eigentlich kein Wunder wenn wir nun untenstehend die klare Bestätigung haben, woher die Forschungsstiftung ihre Gelder bezieht. Auch das mag uns in keiner Weise zu beruhigen.
Als Verhöhnung der Bevölkerung erachten wir es, dass das Wirken von Dr. Dürrenberger und seiner Stiftung noch als gemeinnützig anerkannt wird und deshalb Steuerfreiheit geniesst, während unserer Vereinigung jährlich Tausende von Franken an Steuern auferlegt werden.
Und zur Veröffentlichung von Studienergebnissen haben wir schon ganz andere Verträge gesehen. Solche, die zum Beispiel lauteten: „Rückfragen der Medien sind von allen beteiligten Parteien an die OMK zu verweisen.“ (Die OMK ist die von den Mobilfunkbetreibern finanzierte Ombudsstelle von Frau Ständerätin Erika Forster, die von diesen ein Honorar von Fr.450.- pro Stunde erhält. Red.)
Bleibt nur zu hoffen, dass es diesmal anders läuft. Nämlich so wie in der nachstehenden Gegendarstellung beschrieben. Unsere diesbezüglichen Hoffnungen sind sehr klein. Zu vielen Forschungsinstituten ist in den letzten 20 Jahren der Geldhahn zugedreht worden, weil sie nicht industriefreundliche Resultate geliefert haben. Gigaherz bleibt bei seinen gemachten Aussagen, lässt sich aber diesmal gerne positiv überraschen.
Auch die Einsitznahme von BAG, BAFU und BAKOM in die Stiftung gefällt uns gar nicht. Das BAKOM ist eindeutig Partei, verschachert unsern Luft- und Lebensraum an die Mobilfunker und kassiert dafür Konzessionsgelder in Millionenhöhe. Der neue BAFU-Direktor sieht seine erste Aufgabe darin, die Industrie wieder mit seinem Amt zu versöhnen und das BAG hat die Teilchenphysikerin Marjana Moser extra dazu abgestellt, um von Gesundheitsschäden durch Mobilfunk nichts zu wissen. Frau Moser verblüfft uns mit ihren entsprechenden Aussagen in unzähligen Zeitungsinterviews immer wieder von Neuem.
BAKOM = Bundesamt für Kommunikation
BAFU = Bundesamt für Umwelt (früher BUWAL)
BAG = Bundesamt für Gesundheit
Hier die Gegendarstellung
Zürich 22. Februar 2006
Sehr geehrte Redaktion Gigaherz,
Wir möchten Stellung nehmen zu den von Ihnen gemachten Aussagen im Artikel vom 19. 2.2006, „Das lange Warten auf die Replikation der TNO-Studie „:
1. Die TNO Anschlussstudie wurde nicht zur Hälfte durch die Forschungsstiftung
Mobilkommunikation finanziert. 60% sind durch die öffentliche Hand finanziert (BAG,
BAKOM, BAFU, sowie die holländischen Ministerien für Wirtschaft EZ, Gesundheit VWS, Planung VROM, und Soziales SZW), 40% durch die Anbieter (Swisscom Mobile, Orange und Sunrise). Die Forschungsstiftung hat die Gelder koordiniert und gewährleistet die Unabhängigkeit gegenüber den Geldgebern. Sie ist eine vom Bund anerkannte, gemeinnützige Stiftung mit Sitz an der ETH Zürich, die von der ETH Zürich, NOKIA (Schweiz), Orange, Sunrise und Swisscom Mobile finanziert und institutionell von Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU), BAG, BAKOM, BAFU, Pro Natura und Schweiz. Heimatschutz (SHS) mitgetragen wird. Die Forschungsmittel kommen aus einem Fonds, dem grundsätzlich jährlich CHF 550’000 zur Verfügung stehen.
2. Die Ergebnisse sind weder der Forschungsstiftung noch den Geldgebern, sondern nur den Forschenden bekannt. Es wurde vertraglich vereinbart, dass die Forschungsstiftung und die Geldgeber erst über die Resultate informiert werden, nachdem der Artikel zur Publikation in einer Fachzeitschrift angenommen wurde; zu einem Zeitpunkt also, an dem keine Einflussnahme auf die Resultate mehr möglich ist.
3. Ebenfalls gab es keine Einflussnahme auf das Studiendesign seitens der Geldgeber. In Ihrem Artikel, „Offene Fragen zur Replikation der TNO-Studie (unter Forschung und Technik)???, bemängelten Sie einst, dass es sich um keine reine Replikationsstudie handele, nun werfen Sie uns selbiges vor und stellen die „Grenzen der Fragestellung??? in Frage. Im Vordergrund stand klar eine Ueberprüfung der Resultate der TNO Studie mit verbesserter Methodik.
4. Die „zahlenmässigen Ergebnisse der Versuche??? liegen nicht schon seit Mitte 2005 vor und werden auch nicht zurückgehalten. Der Versuch, d.h. der experimentelle Teil wurde erst Mitte 2005 beendet; die Auswertung und der Bericht regulär auf Ende Jahr hin abgeschlossen und zur Publikation eingereicht.
5. Ihr Informant, ein, wie Sie schreiben „exzellenter Kenner der Szene???, scheint wenig über die gängige Arbeitsweise in der Forschung informiert zu sein. Unabhängig davon, ob ein Resultat positiv oder negativ ausfällt, und unabhängig von Fachgebiet und Thematik, ein wissenschaftlicher Bericht wird grundsätzlich zur Begutachtung eingereicht, damit die Einhaltung wissenschaftlicher Standards gewährleistet werden kann.
6. Zur Dauer der Begutachtung und dem zu erwartenden Publikationstermin hat das
Studienkonsortium vor kurzem eine Stellungnahme geschrieben, zu lesen unter:
http://www.mobile-research.ethz.ch/.
7. Sie behaupten, dass es keine anerkannten Wissenschafter auf dem „Gebiet des
Zusammenhangs von elektromagnetischer Strahlung und Gesundheit??? gibt. Wir möchten
darauf hinweisen, dass z.B. die „Bioelectromagnetics Society???, die Fachgesellschaft in
diesem Forschungsgebiet, allein über 500 Wissenschafter zu ihren Mitgliedern zählt.
8. Zu Ihrem Vorwurf (Zitat): „Vor allem dürfen die Forscher die wichtigste Frage überhaupt weder stellen noch beantworten, nämlich wie und auf welchem Weg durch den menschlichen Organismus die Strahlung die Auswirkungen ursächlich bewirkt!??? möchten wir auf das neue Nationale Forschungsprogramm NFP 57: Nichtionisierende Strahlung – Umwelt und Gesundheit
(http://www.snf.ch/de/rep/nat/nat_nrp_57.asp)
hinweisen, wo dieser Aspekt einen Schwerpunkt bilden wird. Dieses Programm wird vom Schweizerischen Nationalfond finanziert und der Vorwurf, dass „Forschungsthemen und ???fragestellungen allein durch die industriellen Stifter bestimmt??? werden, entbehrt jeder Grundlage. Aehnliche Programme laufen in einer Vielzahl anderer Länder.
9. In eigener Sache bitten wir alle interessierten Parteien um etwas Geduld. Auch bei
bestehendem Druck seitens der Oeffentlichkeit zur Offenlegung der Resultate sollten die
wissenschaftlichen Standards im Interesse aller eingehalten werden. Das anonyme
Publizieren unqualifizierter Gerüchte und Spekulationen vor Erscheinen der Studie scheint
uns äusserst fragwürdig.
Das Studienkonsortium,
PD Dr. Peter Achermann
Dr. Martin Röösli
Prof. Niels Kuster
22. Februar 2006
Die Vorgeschichte dazu unter:
Das lange Warten auf die Replikation der TNO-Studie (unter Forschung und Technik)
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