News

Unzulässige Ausdünnung beim BAFU

Dem Bundesamt für Umwelt scheinen die Arbeiten von Prof. Michael Hässig der Vetsuisse-Fakultät Dep. Nutztiere der UNI Zürich ziemlich in die Quere zu kommen. Dies offensichtlich im Hinblick auf die in Diskussion befindlichen Gesetzesänderungen zwecks massiven Erleichterungen beim Bau von Hochspannungsleitungen und bei den Grenzwertlockerungen beim Bau von Mobilfunksendern.

Von Hans-U.Jakob
Schwarzenburg, 5.7.2015
Dieser Artikel gibt die persönliche Meinung des Verfassers wieder.

Hof_unter_Hochspannung
Auf Grund einer Agenturmeldung die sich auf eine Medienmitteilung der Universität Zürich bezieht, in welcher die Meinung des Bundesamtes für Umwelt zum Ausdruck gebracht wird, welches die Studie schliesslich finanziert hat, war im Onlineportal der Bauernzeitung vom 22.6.2015 zu lesen: (Zitat)

Meldestelle „Nutztiere und nichtionisierende Strahlung“ kaum genutzt.

Gesundheitliche Störungen infolge Elektrosmog oder vagabundierenden Strömen kämen selten vor. So lautet die Bilanz der Meldestelle „Nutztiere und nichtionisierende Strahlung“.

http://www.bauernzeitung.ch/news-archiv/2015/meldestelle-nutztiere-und-nichtionisierende-strahlung-kaum-genutzt/

Im Jahr 2013 hat die Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich im Auftrag des Bundesamts für Umwelt die Meldestelle „Nutztiere und nichtionisierende Strahlung“ ins Leben gerufen. Dies, weil verschiedentlich Meldungen über gesundheitliche Störungen bei Nutztieren eingegangen sind, welche die Bauern auf Elektrosmog oder vagabundierende Ströme zurückführten. Der Meldestelle wurden nur wenige Fälle rapportiert. Weniger als ein Promille der Schweizer Bauernbetriebe hätte sich gemeldet, teilt die Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich mit. Insgesamt wurden 44 Fragebögen ausgewertet. Ende Zitat

Kommentar:
Es grenzt an groben Unfug, wenn behauptet wird von den 55‘200 betroffenen Landwirtschaftsbetrieben hätten sich nur gerade 44, also weniger als 1Promille gemeldet.
Denn von den 55‘200 Betrieben kommen nur gerade maximal 2100 in Frage, die mit Elektrosmog überhaupt etwas zu tun haben könnten. Und von diesen 2100 möglicherweise Geschädigten ist auszugehen und nicht von der Gesamtzahl von 55‘200 Bauernhöfen in der Schweiz.

Wie setzt sich die Zahl 2100zusammen?

Wir haben in der Schweiz 7000km Hochspannungsleitungen, davon verlaufen 3500km über nicht-landwirtschaftlichen Boden, wie Fels, Wald und Industriezonen oder sonstigem dicht besiedeltem Gebiet.
Nach meiner über 25-jährigen Erfahrung haben wir auf den 3500 verbleibenden Kilometern ca. alle 3,5 Kilometer einen Hof mit einer Magnetfeldbelastung von >0.4Mikrotesla. Das wären dann noch 1000Höfe die für zu hohe, niederfrequente Belastung in Frage kommen könnten. 

Bei der Hochfrequenzbelastung durch Mobilfunksender sieht es ähnlich aus. Bei den 750 Einsprachen, die in den letzten 15Jahren auf der NIS-Fachstelle von Gigaherz.ch bearbeitet wurden, gibt es „nur“ 15 die mit Belastungen von >0.4V/m zu nahe an Mobilfunksendern liegen. Das heisst, 2% von 750, Und das wären dann auf die 55‘200 Landwirtschaftsbetriebe hochgerechnet „nur gerade“ mal 1104 Betriebe.
Das kommt davon, dass in der Schweiz das Errichten von Mobilfunksendern in der Landwirtschaftszone auf Grund des Bundesgesetzes über die Raumplanung, SR700, Art 22-24a und aktueller Bundesgerichtspraxis, das Aufstellen von Mobilfunkantennen in der Landwirtschaftszone grundsätzlich verboten ist, da es sich bei diesen um industriell-gewerbliche Anlagen handelt.

Zusammengezählt gibt es als Basis für eine wissenschaftliche Arbeit in der Schweiz nur 2104 Betriebe in welchen eine möglicherweise tiergesundheitliche Belastung in Frage kommen könnte und nicht deren 55‘200

Und von diesen 2104 Betrieben haben sich laut Arbeit von Prof. Hässig immerhin 576 (27%) den Fragebogen näher angeschaut und 44 (2%) haben diesen dann auch so abgeschickt, dass dieser auswertbar war.
Die Ausgewerteten lagen also im Bereich von 2% und nicht unter 1Promille. Das ist jedoch immer noch wenig.

Woran mag das liegen?
War der Fragebogen zu kompliziert, zu zeitaufwändig (ca. 2 Stunden) oder war der Bekanntheitsgrad ungenügend, da nur in 2 landwirtschaftlichen Zeitschriften und auf 3 mobilfunkkritischen Schweizer Internetseiten darauf hingewiesen wurde. https://www.gigaherz.ch/beratung/tieraerztliche-beratung/
Weitaus plausibler scheint mir das bodenlose Misstrauen vieler Schweizer Bauern und Bäuerinnen gegenüber dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), welches die Studie initiert und finanziert hat. Denn wer schon einmal eine Baubeschwerde gegen eine Hochspannungsleitung oder einen Mobilkfunkmast bis vor Bundesgericht durchgezogen hat, musste die Erfahrung machen dass die Amtsjuristen des BAFU, die Interessen der Mobilfunk- und Stromnetzbetreiber weitaus besser zu wahren wissen, als Netzbetreiber selbst. Wieso sollen wir uns dermassen hinterlistige Rechtsverdreher jetzt plötzlich zu Freunden und Helfern erküren, dürfte man sich auf manchem geschädigten Hof gefragt haben.

Weiter im Onlineportal der Bauernzeitung vom 22.6.2015

In 33 Fällen wurde Elektrosmog, in sieben Fällen vagabundierende Ströme (Kriechströme) und in vier Fällen Elektrosmog wie auch vagabundierende Ströme als vermutete Ursache angegeben. In vielen Fällen waren verschiedene Tierarten betroffen. Am meisten betroffen waren Rinder (50% der Fälle), gefolgt von Pferden (23%), Ziegen (22%), Neuweltkameliden (22%) und Schweinen sowie Schafe (je 2%). In 18 Prozent der Fälle wurden auch Menschen als betroffen gemeldet.

Die Befragung lasse den Schluss zu, dass gesundheitliche Störungen infolge Elektrosmog oder vagabundierenden Strömen selten vorkomme, lautet die Bilanz. Das Bundesamt für Umwelt will deshalb die Meldestelle nicht weiterführen. Die Abteilung Ambulanz und Bestandesmedizin der Universität Zürich wird die Meldestelle für Forschungszwecke aber weiter betreiben. Ende Zitat

Kommentar
Die Zahlen stimmen mit der Meldestelle NUNIS überein. Wir von Gigaherz finden es eine noble Geste von Prof Hässig, dass er die Studie jetzt ohne Hilfe des BAFU weiterführen will. Die Frage der Finanzierung ist jedoch noch offen.

Weniger nobel war, dass die Agentur Stephan und Heidrun Schall aus München, welche im Dienst der Mobilfunk- und Stromnetzbetreiber Auftragsrufmord und Auftragsmobbing an mobilfunkkritischen Organisationen und Wissenschaftlern sowie gegen Elektrosmog-betroffene Menschen betreibt, in der Kommentarspalte der Bauernzeitung, unter dem Pseudonym „Spatenpauli“ gleich einen noch längeren Hetzbeitrag setzen konnte. Mit der schamlosen Behauptung, die Studie habe deutlich gezeigt, dass es weder Schäden an Tier noch Mensch, hervorgerufen durch elektromagnetische Felder gebe. Und dass das einzige Promille der Schweizer Bauern sich die Schäden an ihren Tieren nur einbilden würden, aufgehetzt von Laien, die entsprechend dämliche Internetseiten führen würden.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich doch gerne darauf hinweisen, dass sich Schall seit langem einer vorzüglichen Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bundesamt für Umwelt rühmt, was kürzlich eine saftige Aufsichtsbeschwerde gegen das BAFU zur Folge hatte.

Sehr nobel war dann wiederum die Geste der Redaktion der Bauernzeitung die nach Intervention von Gigaherz, diesen unsäglichen Mobbing- und Rufmordbeitrag unverzüglich löschte.

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet